Kurz bevor die Hurrican-Saison auf der gequälten Insel wieder losgeht, besuchte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (von der Öffentlichkeit fast unbeachtet) Kinderzentren auf Haiti (2).
Das ist auch dankbarer (und sicherer) als in die Lager zu gehen, in denen schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen leben. Denn dort sind Demonstrationen gegen die Amtszeitverlängerung von Präsident Preval (aber auch gegen die UN-Mission) an der Tagesordnung (1), (2) und die Vereinten Nationen müssen gegen Diphterie kämpfen.
Wie die nächste Grafik zeigt, ist mittlerweile auch nicht mehr zu erwarten, dass Haiti jetzt noch Schlagzeilen macht - jedenfalls keine unangenehmen:
Im Gegensatz dazu ist beim Mediawatchblog keinesweg vergessen, dass hier am 16. Januar 2010 über das verheerende Erdbeben unter anderem zu lesen war: "Ähnlich wie nach dem Tsunami muss damit gerechnet werden, dass die Aufräumarbeiten dazu genutzt werden, einmal mehr neoliberale Interessen in Haiti durchzusetzen."
Doch in den letzten Monaten sind wenige Nachrichten aufgetaucht, die nahe legen, dass eine solche Politik in größerem Stile betrieben wird. Abschließend wird man das natürlich erst beurteilen können, wenn man den Wiederaufbau einschätzen und die Frage beantworten kann, wer überhaupt in Port au Prince bleiben kann. (Vgl. die schlechten Erfahrungen aus New Orleans und Sri Lanka.)
Über die Ökonomie die sich im Gefolge der humanitären Anstrengungen zu entwickeln beginnt, berichtet nassforsch der Economist. Als Kontrast dazu ist ein Beitrag von Aljazeera Fault Lines wärmstens zu empfehlen: "The politics of rebuilding" (Video engl., rund 23 Min.) der allerdings schon im Februar entstanden ist. Doch zeigt er beispielhaft auf, wie die Privatisierungsstrategie der letzten Jahre fehlgeschlagen ist und wie die verbleibenden wirtschaftlichen Aktivitäten an die US-Ökonomie angebunden werden.
Dass jedoch vor allem die militärische Präsenz der Amerikaner keineswegs als neutral aufgefasst wird, zeigt dieses Video (engl.) von The Real News: Hier berichtet ein Gewerkschaftssprecher von Batay Ouvriye aus seiner Sicht der Dinge.
Und dann war da noch die Saatgutspende von Monsanto.Es handelt sich dabei um 470 Tonnen Saatgut im Wert von 4 Mio. US-Dollar (VoA). Nach Angaben des Unternehmens geht es vor allem um Hybridmais und Gemüsesaaten - ergänzt durch Düngemittel und anderen landwirtschaftlichen Bedarf. Monsanto betont, dass es sich um konventionelle Saaten (also nicht gentechnisch manipuliert) handelt.
Doch nicht alle wollen dieses Geschenk: Chavannes Jean-Baptiste, der Director des Peasant Movement of Papayund Sprecher des National Peasant Movement of the Congress of Papay (MPNKP), bezeichnete die Lieferung als “a very strong attack on small agriculture, on farmers, on biodiversity, on Creole seeds…, and on what is left our environment in Haiti.” Zuvor hatten die haitianischen Behörden genetisch mondifizierte Roundup-ready Saaten abgelehnt, da keine Rechtsgrundlage bestehe.
Dazu passt, dass Bill Clinton, der UN- Sonderbeauftrage für Haiti, zwar zugegeben hat, dass die Privatisierungspolitik in der haitianischen Landwirtschaft ein Fehlschlag war. Trotzdem hatte er nur die gleichen alten Ratschläge (Anbau von cash crops) parat.
Donnerstag, 3. Juni 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen