Dienstag, 11. April 2017

Fundstücke CCXLI

Argentinien: So ein lausiger Generalstreik bekommt in Deutschland in etwa so viel mediale Aufmerksamkeit wie ein wahnsinnig wichtiges Motorradrennen (G-News dt.). Die Tatsache, dass die knallhart neoliberale Regierung Buenos Aires trotz rigidem Sparkurs nach innen in den USA Waffen für zwei Milliarden US-Dollar kaufen will, findet sich in deutscher Sprache nur noch bei RT (gut recherchiert und belegt) und auf englisch bei telesur.

Venezuela: Bei manchen Beiträgen ist man froh, dass sie mittlerweile hinter einer Bezahlschranke verschwunden sind. So meldet die SZ: "Im Zoo von Caracas hungern die spindeldürren Äffchen und der einzige Elefant". Da geht's bei der NZZ seriöser zu: Hier wird nicht nur über "Schwere Ausschreitungen in Caracas" sondern auch von den Finanznöten des lateinamerikanischen Landes berichtet.

Sri Lanka: Es ist nicht egal, wie psychosoziale Rehabilitationsprogramme für kriegstraumatisierte Kinder gestaltet werden. Aber es zeigt sich, dass alle drei in Sri Lanka untersuchten Ansätze im Vergleich zu unbehandelten Kindern signifikante und gute Ergebnisse erbracht haben (Science Daily).

Jemen:  Die Situation spitzt sich weiter zu. Von den knapp zwei Mrd. US-Dollar, die in dem arabischen Land zur Bekämpfung des Hungers gebraucht werden, sind bis erst 6,6 Prozent (ca. 130 Mio. US-Dollar) finanziert. 60 Prozent der Bevölkerung sind von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, rund 462.000 Kinder leiden unter akuter Mangelernährung (Entwicklungspolitik Online). Zum Vergleich: Im Bürgerkrieg in Syrien starben - nach Oppositionsangaben - bisher schätzungsweise zwischen 320.000 und 470.000 Menschen (wikipedia).

Syrien: Was für die USA gilt (The Nation), gilt auch in Deutschland und Europa. Es ist entlarvend, dass all die Trump-KritikerInnen den Mann nun ausgerechnet für das Bombardement in Syrien loben (1), (2), (3), (4) und DLF(!). Das wird sogar einigen KollegInnen im Mainstream zuviel, wenn sie sich auch nur in der Rubrik "Livestile" äußern dürfen... (WaPo). Die Friedenskooperative macht darauf aufmerksam, dass Trumps Gegnerin, Hillary Clinton 2013 ebenfalls nach einem Giftgaszwischenfall Syrien bombardieren wollte. Laut eines UN-Berichts von 2016 ist jedoch immer noch nicht klar, wer das damalige Giftgasverbrechen begangen hat.

Und wer glaubt, junge Leute würden bei Youtube nur Blödsinn gucken, sollte sieben Minuten seines Lebens opfern und sich anschauen wie LeFloid so etwas (und andere interessante Themen, ab Sek. 40) aufbereitet. Das Video wurde am ersten Tag (10.4.2017) schon über 300.000 mal angeklickt und über 30.000 mal 'geliked'. LeFloid hat über drei Millionen Youtube-AbonnentInnen:

Nordkorea: Das Neue Deutschland bringt einen lesenswerten Artikel über die Muskelspiele Pjöngjangs. Das einzige Manko des Textes: Es fehlt ein Hinweis darauf, dass zwischen Nordkorea und den USA seit dem Koreakrieg immer noch kein Friedensvertrag existiert.

China: In den zehn Jahren, in denen am neuen Berliner Flughafen gebaut wird, haben die Chinesen 60 solcher Bauwerke errichtet. 2019 soll für Peking der größte Airport der Welt fertig werden - und doch ist dies nur einer von 124 weiteren, die bis 2025 geplant sind (ND).

Globalisierung: Die EU-Wettbewerbsrechtkommissarin Margrethe Vestager hat der Mega-Fusion des chinesischen Chemiekonzerns ChemChina mit dem Schweizer Saatgut- und Chemiekonzern Syngenta zugestimmt. Erst Ende März hatte die EU der Fusion von Dow und DuPont grünes Licht gegeben. Zudem will Bayer Monsanto übernehmen (MediaWatch berichtete). Deutsche NRO kritisieren diese Markt"konsolidierung", wie so etwas im neoliberalen Profisprech heißt. (Forum Umwelt und Entwicklung)

Steuervermeidung: Eine Oxfam-Analyse über die Praktiken europäischer Banken in Steuer"oasen" weltweit hat erfreulich weite Verbreitung gefunden (G-News dt.). MediaWatch empfiehlt die Darstellung in den Baustellen der Globalisierung.
Der DGB mahnt in diesem Zusammenhang, die Schattenfinanzplätze in Europa nicht zu vernachlässigen. Dazu gehören etwa Luxemburg, die Schweiz und Irland aber auch die exotisch klingenden Kaiman Inseln.

Deutschland/Medien: Lediglich Telepolis und der Freitag haben auf eine Untersuchung des SPD-Bundestagsabgeordneten Marco Bülow zu Fernsehtalkshows hingewiesen. Demnach befassten sich über die Hälfte von 204 solcher Veranstaltungen in den letzten 18 Monaten mit dem Themenkomplex - Flüchtlinge, Islam, Terror/IS, Populismus/Extremismus -
In nur sechs (...) Sendungen wurde über Armut und Ungleichheit diskutiert. Wichtigen Themen wie NSU, Rassismus und rechte Gewalt wurde zum Beispiel jeweils nur eine Sendung gewidmet. Klimawandel kam sogar gar nicht vor.

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