Donnerstag, 17. März 2016

Der "Palma Index" für Ungleichheit

Oxfam Kollegen schlagen in FP2P eine neue Methode der Messung wirtschaftlicher Ungleichheit vor: den "Palma Index" (1), (2). Der Vorschlag der Briten ist interessant. Denn der Gini-Koeffizient ist eine komplexe, letztlich geometrische Berechnung, und die schlussendlich errechnete Zahl drückt die Abweichung einer Vermögensverteilung von einer vollkommenen Gleichverteilung aus. Das Problem: Ungleichgewichte werden unabhängig von ihren Konsequenzen dargestellt. Dabei es ist ein Unterschied, ob die Ungleichverteilung zwischen den Reichen und der Mittelklasse besteht oder ob besonders viele besonders arme Menschen in einem Land leben. (Vgl. auch "der Freitag" und Center for Global Development)

Der Palma-Index (benannt nach dem chilenischen Ökonomen Gabriel Palma)  ignoriert die Mittelklasse schlichtweg und setzt nur die Einkommen der obersten 10 Prozent mit denen der untersten 40 Prozent in Beziehung - und zwar durch schlichte Division: Die Einkommen der reichsten 10% werden einfach durch die der ärmsten 40% dividiert. Ein Palma-Index von 4 bedeutet also, dass das oberste Dezil vier Mal so viel verdient, wie die ärmsten zwei Fünftel der Bevölkerung zusammen genommen (jedeR einzelne Reiche verdient dann im Durchschnitt natürlich 16 Mal so viel wie jedeR Arme).

Das verstehen alle, und dennoch scheint der Aussagewert dieses so simplen Indikators sehr hoch zu sein. Eine Erklärung könnte sein, dass die Mittelklasse (fünftes bis neuntes Einkommensdezil) fast immer etwa die Hälfte aller Einkommen erzielt - in Entwicklungs, Schwellen- und Industrieländern (Wonkblog).

In einem Briefing des Dänischen Instituts für internationale Studien (DIIS) zu diesem Thema, dem auch die nebenstehende Liste entnommen ist, hat man noch eine Überaschung parat:
The biggest challenge exists at the global level. One analysis suggests that the global Palma ratio is approximately 32. The political instruments for reducing income inequality between the richest 10 per cent and the poorest 40 per cent of the world’s population do not exist.
Jeder der rund 700 Bestverdienenden auf dem Planeten verdient also 128 Mal so viel wie jemand aus den untersten 40 Prozent - denn die Rede ist von Einkommen nicht von Vermögen....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen