Montag, 27. Oktober 2014

Fundstücke CXCVII

Der Economist ist begeistert: In Sao Paulo geht die Schickeria auf die Straße, um für Aécio Neves zu demonstrieren, den konservativen  Herausforderer von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. Viel wichtiger: Zumindest im ersten Wahlgang waren die meisten Parteispenden noch an die Amtsinhaberin gegangen. Doch jetzt holt Neves vor allem mit Hilfe der Banken und der Äthanolindustrie auf (Reuters).

Zum Thema Ebola überlässt MediaWatch das Feld gerne Menschen, die sich wirklich mit dem Thema Gesundheit auskennen. Eine gute Diskussion und Zusammenschau gibt es bei Medico International. Besonders empfehlenswert: "Woher kommt Ebola? Die soziale Pathologie des Ebola-Virus und der Epidemie in Westafrika". Die EU hat sich jetzt dazu durchgerungen, eine Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen (G-News dt.). Das Geld wird in der internationalen Zusammenarbeit anderswo fehlen (siehe weiter unten in diesem Posting).

Im Osten der DR Kongo sind Warlords unter islamistischer Flagge unterwegs und massakrieren die Zivilbevölkerung. (Telepolis).

Ein guter Hintergrundartikel über die (selbstverständlich nicht uneigennützigen) diplomatischen Bemühungen Chinas im Südsudan bietet China Brief. So kann Außenpolitik auch aussehen - im Westen scheint das mittlerweile vergessen.

Pakistanische Gegensätze....
88 % "Kollateralschaden": Nach 400 US-Drohnenangriffen in Pakistan konnten nur 295 der 2.379 Todesopfer als Mitglieder (irgend)einer bewaffneten Gruppe identifiziert werden. Das hat das Bureau for  Investigative Journalism in jahrelangen Recherchen herausgefunden.
In Peshawar haben findige Ingenieure eine solarbetriebene Fahrradrikscha zusammengeschraubt und bieten das Modell jetzt für umgerechnet 3.000 US-Dollar an (DAWN). MediaWatch wünscht jede Menge Erfolg!

"Der Krieg ist immer noch da", erinnert wenigstens die Zeit an die Situation in Gaza.

Im Falles eines Krieges gegen Nordkorea hatten die USA laut Ex-CIA-Chef und US-Verteidigungsminister Leon Panetta den Einsatz von Atomwaffen in Betracht gezogen (G-News engl.). Vergleichbare Überlegungen waren vor etwa zehn Jahren auch für den Irak angestellt worden. Elf Atombomben haben GIs übrigens schon irgendwo verläppert....

Die UN-Mitgliedsstaaten hungern das UN-Büro für Menschenrecht aus. Der neue UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Prinz Zeid Ra’ad al-Hussein aus Jordanien, hat diesbezüglich schwere Vorwürfe erhoben. (IPS, hat tip Global Policy Forum).

Dazu passt: Frankreich und die Europäische Union streichen die Entwicklungshilfe drastisch zusammen. Frankreich kürzt seine diesbzüglichen Ausgaben um 20 Prozent; die EU will Einsparungen von insgesamt 1,5 Prozent des Gesamthaushalts vor allem auf Kosten der Bereiche Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe verwirklichen (Euraktiv.de).

Darüber, "Warum Jean Tiroles Arbeit wichtig ist" klärt der Freitag gut verständlich auf. Im Interview bei der FAZ gibt es erfreuliche Überraschungen - zum Beispiel Tiroles Forderung, Unternehmen stärker zu besteuern, wenn sie Menschen entlassen:
Wenn ein Unternehmen heute Mitarbeiter entlässt, verursacht es Kosten für die Arbeitslosenversicherung. Gleichzeitig finanzieren jene Unternehmen, die ihre Belegschaft erhalten, die Leistungen der Arbeitslosenversicherung durch ihre Arbeitgeberbeiträge. Das sind keine guten Anreize. Tatsächlich wird (...) Personalabbau also von jenen Unternehmen finanziert, die keinen (...) betreiben. Die Gegenmaßnahmen wurden schon von Präsident Roosevelt in den dreißiger Jahren in den Vereinigten Staaten eingeführt. Davon ließen wir uns inspirieren.
Deutschland: Kleine Geschenke unter Freunden... Die Bundesregierung räumt Israel nun doch einen 300 Mio. Euro Preisnachlass auf zwei raketenbestückte Fregatten ein. Wegen seiner Siedlungspolitik hatte Israel eigentlich den vollen Preis von 1,1 Milliarden Euro zahlen sollen (Press TV / Haaretz). Das Geschäft über die Kriegsschiffe war im Juli 2013 vereinbart worden (Jerusalem Post).

Das Prinzip Teflon-Partei - die Grünen tun immer da radikal, wo es grad nicht weh tut. "Grünen-Fraktionschef: Hofreiter wirft EU Verrat an Klimaschutz vor" (SPON).

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