Montag, 8. Juni 2009

Nachspiel eines Justizmordes

Ein Hintergrund über den baldigen Prozessbeginn in New York gegen Shell erschien gerade im Freitag. Der Konzern wird wegen der möglichen Mitschuld an den Todesurteilen gegen Ken Saro-Wiwa und acht weiteren Aktivisten in 1995 angeklagt. Doch was die Sache selbst und die Vorwürfe gegen Ölmulti angeht, ist der Text dünn. Das gilt auch für den Bericht in der ARD. Beim ORF erinnert man sich wenigstens noch daran, dass Shell die nigerianische Polizei seinerzeit mit Waffen und Hubschraubern ausgerüstet hat. Schade, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, genauer in den Archiven nachzusehen und sie zum Beispiel mit den Vorwürfe gegen Shell auf der Prozesswebsite zu vergleichen:

Denn Shell hatte kurz vor dem Justizmord offensichtlich Kontakt mit Owens Wiwa, dem Bruder von Ken Saro Wiwa, aufgenommen und eine günstige Wendung der Verhandlungen zugesichert, wenn man die internationale Kampagne gegen Shell einstelle (taz, 20.11.1995). Ein Zeuge hatte zudem von Shell-Bestechungsgeldern für Falschaussage gegen Saro-Wiwa und seine Mitstreiter gesprochen (taz, 14.11.1995). Überdies waren enge Kontakte zwischen britischen Stellen, Shell-Vertretern und nigerianischen Polizeibeamten und Militärs bekannt geworden, in denen eine Strategie gegen die Anti-Shell-Kampagne beraten wurde (taz, 15.11.1995).

Bei wiwavshell.org heißt es im Abschnitt "How was Shell involved?":
Shell continued its close relationship with the Nigerian military regime during the early 1990s. The oil company requested an increase in security and provided monetary and logistical support to the Nigerian police. Shell frequently called upon the Nigerian police for “security operations” (...) Shell and the Nigerian government coordinated a public relations campaign (...) Shell held meetings with the Nigerian regime to discuss the tribunal, including with the military president Sani Abacha himself. Shell’s lawyer attended the trial, which, in Nigeria, is a privilege afforded only to interested parties. Brian Anderson, the Managing Director of Shell’s Nigerian subsidiary, met with Owens Wiwa, Saro-Wiwa’s brother and offered to trade Saro-Wiwa’s freedom for an end to the protests against the company. At least two witnesses who testified that Saro-Wiwa was involved in the murders of the Ogoni elders later recanted, stating that they had been bribed with money and offers of jobs with Shell to give false testimony – in the presence of Shell’s lawyer.

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