Dienstag, 4. Februar 2020

Fundstücke CCLXXIX

Indien betreibt offensichtlich Umerziehungslager für militante Islamisten. Erläuterungen zu diesem Tatbestand werden auf den Hinweis beschränkt, in Pakistan gehe man genauso vor (hat tip M.K. Bhadrakumar). MediaWatch wartet jetzt darauf, dass irgendein obskurer Privatdozent, der vor über zehn Jahren zuletzt in Kaschmir war, in großen deutschen Medien mit der Behauptung reüssiert, Delhi halte dort eine Million Menschen in Konzentrationslagern fest.
Außerdem wichtig: Die Steuereinnahmen auf dem Subkontinent sind rapide gesunken. Das kommt davon, wenn man die Unternehmenssteuern um über 20 Mrd. US-Dollar senkt und naiverweise hofft, dass die Unternehmen dieses Geld schon irgendwie in die Volkswirtschaft reinvestieren werden.

Türkei: Die türkische Rüstungsindustrie hat Lieferschwierigkeiten, weil die USA mittels Sanktionen (wegen der Stationierung der S-400 Raketenabwehr aus russischer Produktion) die Zulieferung von Bauteilen behindern (MEMo).
Ankara wirft in Syrien Phosphorbomben ab (telepolis). Wir werden wohl vergeblich darauf hoffen, dass das bundesrepublikanische Außenministerium dies verurteilt, da der Einsatz dieser schrecklichen chemischen Waffen leider nicht grundsätzlich verboten ist. Damit reiht sich die Türkei hinter den USA und Israel ein, die diese Waffe ebenfalls gerne einsetzen (und zwar in Vietnam und im Irak, respektive im Libanon und in Gaza).

Jemen entwickelt sich immer mehr zum Vietnam der Saudis. Jetzt haben die Houthis offensichtlich Erfolge im Osten von Sanaa erzielt (Mintpress), die Friedensverhandlungen wieder in weite Ferne rücken lassen (Crisis Group). Hinzu kommt, dass sich Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate nicht mehr über Kriegsziel und -führung im Jemen einig sind.

Libyen: Den Stand der Dinge nach der Konferenz in Berlin beschreibt Al Ahram Weekly aus äyptischer Sicht. Als Feind der Muslimbrüder ist Kairo natürlich darauf bedacht, den türkischen Einfluss in der Levante zurückzudrängen.

Marokko verleibt sich (wohl im Vorgriff auf die komplette Annexion) schon mal die zur Westsahara gehörende Meereszone ein (NZZ).

Staudämme: Eine der bekannt hochwertigen Multimedia-Präsentationen bietet Al Jazeera, um die Auswirkungen des äthiopischen Renaissance-Dammes stromabwärts (vor allem für Ägypten) zu beschreiben.

'Schland/Aufrüstung: Die Bundesrepublik wird bei der Erforschung und dem Bau autonomer Waffensysteme mitmischen. Gegenanträge der Opposition (dazu zählt die AFD in diesem Blog nicht) wurden am 31. Januar abgelehnt.

UN/WEF: Heiner Flassbeck kritisiert im Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung die Partnerschaft, die die Vereinten Nationen jetzt mit dem Weltwirtschaftsforum eingehen:
(...) auf Seiten der UN [sollten] die Alarmglocken schrillen. Dem WEF genügt es in vielen Fällen, bei (...) international umstrittenen Thema intellektuelle Nebelwerfer einzusetzen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in eine gewünschte Richtung zu lenken oder um der Öffentlichkeit und der Politik den Eindruck zu vermitteln, es werde auch ohne Intervention der Politik von der Wirtschaft schon genug getan. Für die UN, die klar definierte Ziele auf internationaler Ebene anstreben müssen, ohne allzu große Rücksicht auf Partialinteressen nehmen zu können, ist die Kooperation mit einer solchen Institution nicht nur fragwürdig, sondern eindeutig kontraproduktiv.
Hat tip Baustellen der Globalisierung, wo es weitere Infos zu diesem Thema gibt.

Ghana/Kunst: Auf die ghanaische Tradition, Kinoposter mit der Hand zu malen, macht die New York Review of Books aufmerksam.

Ökonomie: Yanis Varoufakis erklärt, warum die traditionellen, mathematisch "bewiesenen" Theoreme der traditionellen Wirtschaftswissenschaften angesichts des Klimawandels versagen (müssen).
Trumpism is (...) an honest manifestation of the historic moment when late capitalism pushed humanity past the point of no return. (...) The only alternative to their policy of accelerated climate change, to the oil and finance curses that drive capitalism, is the wholesale disintegration of today’s technostructure. Do we have the stomach for it?
Und Greta Thunberg irrt natürlich ein wenig wenn sie sagt "Unser Haus brennt noch immer". Denn es hat noch nicht einmal angefangen, richtig zu brennen ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen