Freitag, 9. April 2010

Volldreist

Es gibt sie, die Grenz- und Berührungsflächen zwischen Dritter und Erster Welt. Oft (aber bei weitem nicht immer) nehmen sie die Erscheinungform multinational operierender Unternehmen an. Während Rohstoff-verarbeitende Firmen bisher (mit wenigen Ausnahmen) kaum Probleme bekommen haben, werden Hersteller von Fertigwaren kritischer beäugt. Viele Menschen in den Industrieländern möchten zum Beispiel nicht in Kleidung herumlaufen, die in Sklavenarbeit hergestellt wurde.

Perfide Frech ist es allerdings, wenn ein Unternehmen in Deutschland damit wirbt, dass die von ihm vertriebenen Klamotten unter vergleichsweise fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden - und wenn das dann gar nicht stimmt. Das jedenfalls wirft die Verbraucherzentrale Hamburg dem Discounter Lidl vor (Verbraucherzentrale-Pressemitteilung), und erfreulicherweise greifen die Medien den Vorwurf auf (Google-News dt.).

Dass Lidl nicht selbst im Ausland produziert, sondern "nur" Ware kauft, ist (auch abgesehen davon, dass es juristisch darum gar nicht geht) kein Gegenargument: Wenn eine solche Werbebotschaft lauter ist, kontrolliert das betreffende Unternehmen seine Lieferkette (1), (2) und ermöglicht Dritten durch transparentes Wirtschaften, diese Bemühungen zu überprüfen.
Was es sonst noch alles an Lidl auszusetzen gibt, findet man in komprimierter Form bei der Lidl-Kampagne von ver.di.

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