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Montag, 21. Oktober 2024

Reparationen in Milliardenhöhe?

Am 21. Oktober findet der Commonwealth-Gipfel in Samoa statt, einem unabhängigen Inselstaat im südwestlichen Pazifik nordöstlich von Fidschi. Hatten diese Treffen bisher vor allem protokollarischen Charakter, droht König Charles III. und Premierminister Sir Keir Starmer dieses Mal Ungemach: Eine Gruppe von 15 karibischen Regierungen hat beschlossen, das Thema Entschädigungen für Sklaverei auf die Tagesordnung des Treffens zu setzen, berichtet die britische Tageszeitung The Mail on Sunday.

Damit ist der Weg für massive Forderungen nach Reparationszahlungen für die Rolle Großbritanniens im Sklavenhandel frei. Entschädigungssummen in Höhe von 200 Milliarden Pfund (derzeit etwa 240 Milliarden Euro) stehen offenbar zur Debatte. Reparation in Höhe von 240 Milliarden Euro?

Die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, traf sich Anfang dieses Monats in London mit König Charles zu Gesprächen im Vorfeld des 56 Nationen umfassenden Commonwealth-Treffens. Mottley hatte zuvor bei den Vereinten Nationen gefordert, dass Reparationen für Sklaverei und Kolonialismus Teil eines neuen "globalen Neustarts" sein sollten. 

Bitte weiterlesen bei Telepolis ...

Montag, 14. Juni 2021

Einwurf: 4100 Jahre China in 45 Sekunden

 

Aus Mangel an schriftlichen Aufzeichnungen fehlen leider die ersten 1200 Jahre...

Dienstag, 6. Oktober 2020

Vergangenheit kolonial, Zukunft wohl nicht nachhaltig

Die unendliche Geschichte des Lieferkettengesetzes zieht sich: Kürzlich haben die in dem Gesetzgebungsprozess engagierten Nichtregierungsorganisationen ihre Stellungnahme zum dritten Zwischenbericht der Bundesregierung abgegeben. In den Nachdenkseiten wird die Gesetzesinitiative als Gerd Müllers politisches Vermächtnis betrachtet und der Minister in in hohen Tönen gelobt: Es gebe

im Kabinett Merkel einen Bundesminister, der nur selten in den Schlagzeilen steht und seine Arbeit seit nunmehr sieben Jahren so ordentlich macht, dass er bei der Opposition beliebter ist als in seiner eigenen Partei. Die Rede ist von Gerd Müller, seines Zeichens Entwicklungshilfeminister und Mitglied der CSU. Nun hat Müller angekündigt, seine politische Karriere zu beenden.

MediaWatch geht davon aus, dass nach der nächsten Bundestagswahl irgendeinE grüneR FunktionärIn diesen Posten bekleiden wird. Ob er oder sie den dann auch nur annähernd so gut wird ausfüllen können wie Gerd Müller, ist aber noch lange nicht ausgemacht.

Koloniale Vergangenheit: Jetzt kümmert sich auch die offizielle Politik um die koloniale Vergangenheit Deutschlands. Das Auswärtige Amt schickt Staatssekretärin Michelle Müntefering los, um die wissenschaftliche Konferenz "Colonialism as Shared History" zu eröffnen. Dass AA schreibt:

Im Mittelpunkt der digitalen Konferenz steht die Frage, wie eine Annäherung an eine gemeinsame Sicht auf die Vergangenheit (sic!) versucht werden kann und wie daraus resultierende zukunftsorientierte Perspektiven entwickelt werden können.
All das wirkt ziemlich abgehoben. Wie immer, wenn Michelle Müntefering irgendwo auftritt, werden bestimmt keine Konsequenzen gezogen.

Nachhaltigkeit: Das Forum Entwicklung und Umwelt zeigt sich entsetzt vom Entwurf der - angeblich weiterentwickelten - Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Unter dem Titel "Eine Strategie schafft sich ab" wird das FUE erfreulich konkret:

Ein Blick in die vorgeschlagenen Maßnahmenpakete lässt einmal mehr daran zweifeln, dass die Bundesregierung die 2015 verabschiedete Agenda 2030 der Vereinten Nationen ernst nimmt. Völlig blind für die ökologischen Herausforderungen und sozialen Ungerechtigkeiten unserer Zeit werden dort [in der Nachhaltigkeitsstrategie] schamlos Milliardengeschenke an die deutsche Automobilindustrie als nachhaltige Zukunftsinvestitionen umgedeutet. [vgl. S. 22 der Strategie; Anm.die Red.] Einmal mehr wird deutlich wie diese Regierung partikulare Wirtschaftsinteressen über das Gemeinwohl stellt und für weitere vier Jahre wird die Chance vertan, den Stimmen aus Bevölkerung und Zivilgesellschaft in politischen Entscheidungen Gehör zu verschaffen.

Montag, 22. Juli 2019

Ein Traum von Freiheit

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Freetown heißt die Hauptstadt von Sierra Leone – ein Name, der Hoffnung und Sehnsucht nach Freiheit verrät, vom Aufbruch befreiter Sklaven kündet, die nach Afrika zurückkehrten in die langersehnte Selbstbestimmung. Aber wie war es wirklich?

Wie immer gibt es davon wenig Selbstzeugnisse - weder von den persönlichen Schicksalen der circa 11 Millionen verschleppten Afrikaner und noch weniger über ihr Leben als befreite Sklaven, das sie durch harte niedere Arbeiten in unterprivilegierter Stellung fristeten.


In seinem Roman "Der Nubier" verfolgt Syl Cheney-Coker die Geschichte des fiktiven Orts Malagueta über knapp 200 Jahre. Cheney-Coker beschreibt das Leben der Rückkehrer, die mit einem selbst finanzierten Schiff von Kanada ins ‚gelobte Land‘ übersetzen und dort siedeln. Der Roman mit dem weit weniger klischeehaften Titel "The Last Harmattan of Alusine Dunbar" erschien 1990 in deutscher Sprache.

Malagueta steht unverkennbar für Freetown, die Hauptstadt Sierra Leones. Coker stammt selbst aus Sierra Leone und so wie der Roman "Roots" des Afro-Amerikaners Alex Haley die Geschichte seiner Vorfahren recherchierte und zum Stoff für seinen Roman machte, so arbeitet Coker die Geschichte der ersten Siedler ehemaliger Sklaven in seinem Land auf.

Montag, 12. November 2018

Onkel Toms Hütte 3: Rebellen und Auswanderer


Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Die Rebellen

Aber es gibt auch zwei bemerkenswerte Gegenfiguren zur dankbaren Sklavin Topsy und zu dem sich aufopfernden Sklaven Tom, den Beecher Stowe einen Martyrer nennt - Cassy und George, auch hier wieder in eine männliche und eine weibliche Variante aufgeteilt. Beide wollen mit dem Christentum nichts zu tun haben.

Ein großes Verdienst von Beecher Stowes Roman ist es, alle Aspekte der Sklaverei in ihre Fiktion miteinzubeziehen und dazu gehört die besonders perfide Ausbeutung und Quälerei der Frauen in der Sklaverei. Die Geschichte von Cassy, die Tom in seinen letzten Tagen so gut wie möglich versorgt, erhellt diese wenig beachtete Unterdrückung. Mit dem ersten ihrer Käufer lebt sie in einer jahrelangen Liebesbeziehung, aus der auch zwei Kinder entstehen. Nichts in dieser eheähnlichen Verbindung kann ihren Liebhaber dazu bringen, sie zu heiraten und ihr damit legalen Schutz vor der Sklaverei zu bieten. Vielmehr verkauft er sie schließlich zusammen mit ihren Kindern wegen seiner Spielschulden.

Wie sehr sie durch ihre Kinder erpressbar ist, schildert Beecher Stowe eindrücklich: Aus der zweiten Verbindung bei einem ihrer nächsten Besitzer wird ihr ein Sohn geboren, aber nachdem sie trotz aller Gefügigkeit ihre beiden ersten Kinder bereits durch Weiterverkauf verloren hat, bringt sie diesen neugeborenen Sohn durch Laudanum um. Nie wieder will sie Kinder haben, um durch sie erpressbar zu werden, nie mehr glaubt sie an die Liebe. Über eine Odyssee von Weiterverkäufen kommt sie schließlich in den Besitz von Legree. Hier hat sie bereits alle Skrupel und Ängste verloren, sie ist bereit zu sterben oder ihren Widersacher zu töten. Tom kann sie nicht überzeugen, so weit zu gehen, selbst nicht um den Preis, sinnlos zu sterben. Er will sie stattdessen zum Glauben an Gott führen, um ihren Peinigern zu verzeihen. Das aber lehnt sie ab. Über eine ausgeklügelte, über Monate vorbereitete Flucht entkommt sie der Sklaverei, bei der sie noch das Mädchen Emmeline aus dem Besitz von St. Clare mitnimmt, das Legree ebenfalls gekauft hat. 

Donnerstag, 8. November 2018

Onkel Toms Hütte 2: Christen und Heiden

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Die Geschichte von 'Onkel' Tom

Mit der Konversation zwischen dem Farmer Shelby und dem Sklavenhändler Haley beginnt der Einstieg in die Geschichte. Shelby ist verschuldet und braucht dringend Geld. Schweren Herzens will er deshalb seinen bestausgebildetsten Sklaven Tom an Haley verkaufen. Haleys Geschäft besteht darin, in finanzielle Bedrängnis geratenen Farmern Sklaven zum Schnäppchenpreis abzupressen und diese dann gewinnbringend weiter zu verkaufen. Denn die Nachfrage nach Sklaven konnte teilweise durch die inzwischen vorhandene Nachkommenschaft durch die Sklaven selbst - darunter viele durch Vergewaltigungen gezeugte Mischlinge - sowie durch die Pleiten oder Besitzauflösungen von Farmern 'gedeckt' werden.

Tom ist ausserdem zum Christentum konvertiert, ein Fakt, der immer eine enorme Rolle bei der Sklavenfrage gepielt hat. Sie entzündete sich daran, ob Christen Christen versklaven dürfen und bezog daraus ihre moralische Schlagkraft. Viele Sklaven sind genau aus diesem Grund  konvertiert, weil sie sich dadurch bessere Chancen auf ihre Freiheit  versprachen, was auch bei den Prinzen von Calabar eine erhebliche Rolle spielte. Beide Prinzen, selbst Sklavenhändler, konvertierten zum Christentum, um sich der Unterstützung der Methodisten für ihre Rückkehr sicher zu sein, um dort wieder als Sklavenhändler tätig zu werden. Weder für die weißen noch für die schwarzen Sklavenhändler hatte das Christentum irgendeine moralische Bedeutung. Das wollte die Abolitionisten-Bewegung ändern. Für sie war das Christentum eine Verpflichtung zur Menschlichkeit gegenüber Christen, die ihre Versklavung verbietet. 

 Die Peitsche überlebt. Foto von 1863, Louisiana. Wikimedia

Montag, 5. November 2018

Onkel Toms Hütte 1: Die Hintergründe

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Der transatlantische Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der schätzungsweise elf Millionen Menschen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert  in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense Ausmaß konnte von den Opfern naturgemäß kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen.
Fußfessel für Sklaven, Musée de la civilisation.celtique / Bibracte, Frankreich.Foto: wikimedia, Quelle Urban
In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen habe ich bereits  einige dieser Zeugnisse vorgestellt - so die Die Prinzen von Calabar des Historikers Randy J. Spark, der den spannenden Briefwechsel zweier irrtümlich in die Sklaverei verschleppter nigerianischer Sklavenhändler in historische Zusammenhänge bringt oder die Aufzeichnungen Jan Stedmans, der fünf Jahre in Surinam Sklavenaufstände im Namen der britischen Krone niederschlug. In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven erhebliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten.

1852 erschien der Roman "Uncle Toms Cabin" von Harriet Beecher Stowe in Boston und ist also nicht wie die anderen Beiträge zur Sklaverei historisches Dokument, sondern Fiktion. Aber Beecher Stowe, eine glühende Kämpferin für die Abschaffung der Sklaverei, hat als Aktivistin in der Abolitionisten-Bewegung zahlreiche Dokumente von Sklavenschicksalen gesammelt und kam nicht zuletzt selber mit befreiten Sklaven in Kontakt, die sie zu einer fiktiven Geschichte mit einer Reihe von Einzelschicksalen zusammengeschmolzen hat. Sie bezeichnet "Uncle Toms Cabin" in der europäischen Ausgabe von 1856 deshalb als

Montag, 28. Mai 2018

"Expedition nach Surinam" (4) - Kämpfe und Schluss

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Der Einsatz

Zum Zeitpunkt von Stedmans Einsatz nach der langen Wartezeit ist das Regiment, mit dem er angekommen ist, von 530  auf 390 Mann geschrumpft "by death and sickness, the hospital being crowded by invalids of every kind". Immer wieder muss die Truppe auf Sklaven und Kollaborateure als Söldner zurückgreifen. So sind auch zwei ehemalige Rebellenführer im Regiment von Oberst Fourgeoud. Diese erlangten ihre Straffreiheit durch einen Verrat, durch den ihr Befehlshaber namens Atta dem Landeshauptmann in die Hände der Kolonie von Berbice fällt, einer niederländischen Besitzung in Guyana. Beide Kollaborateure sind nun als private Söldner im Regiment von Colonel Fourgeoud und werden zu seinen bevorzugten Kriegern.
"Spring of a Cotton Tree", Stich nach Zeichnung von Jan Stedman

Den äußerst geschickten Spionen der Rebellen fallen immer wieder ganze Abteilungen der Kolonialtruppen zum Opfer. Sie überraschen die feindlichen Soldaten beim Bad, wenn sie ihre Waffen nicht parat haben oder locken sie durch deutliche Zeichen ihrer Anwesenheit in den Hinterhalt - meist in die Sümpfe, denen sie nicht entkommen können. Hinzu kommt das ungeschickte Verhalten des Gouverneurs, der misslungene Einsätze abstraft, indem er immer wieder droht, Oberst Fourgeoud abzusetzen.

Dienstag, 22. Mai 2018

"Expedition nach Surinam" (3) - Es wird persönlich

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Die Sklavin Joanna 

Da Stedmans Truppe wegen der Eitelkeit des Gouverneurs zunächst nicht gegen die Rebellen eingesetzt wird, vergnügen sich die oberen Ränge der Leutnants und Offiziere und besuchen "zu eitler Zerstreuung" das Nachbarland Guyana, wo Sredmann am Gerichtshof die 15-jährige Joanna kennenlernt, die dort in Diensten steht. Stedman verliebt sich augenblicklich in sie, selbstverständlich ist sie Mulattin und wird als wunderschön und edel beschrieben, außerdem gebildet und ganz offensichtlich auch überdurchschnittlich intelligent.
Joanna, Stich nach Zeichnung von Jan Stedman
Sie ist die Tochter eines Weißen namens Mr. Kruythoff, der mit einer Sklavin vier Kinder zeugte, wovon Joanna das älteste ist. Joannas Mutter ist im Besitz eines Mr. D.B., der sich nicht einmal durch ein Angebot von 1000 Pfund Sterling darauf einlässt, diese an Kruythoff frei zu geben, mit der er immerhin vier Kinder gezeugt hat und der er sein ganzes Leben treu bleiben wird.

Montag, 14. Mai 2018

"Expedition nach Surinam" (2) - Historisches und landeskundliche Eindrücke

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Ankunft in Surinam

Privilegiert und in bester Verfassung wird er von der kolonialen Elite der Hauptstadt Paramaribo als Gast aufgenommen und in das gesellschaftliche Leben eingeführt. Neben Ausritten über Land wird er den 20 besten Familien in der Stadt zugeführt. Hier nur ein kurzes Zitat, das einen Einblick in das feine, müßiggängerische Leben gibt, dass Stedman die nächsten Wochen führt:
One gentleman, a Mr. Kennedy, in particular, carried his politeness so far, as not only to offer me the use of his carriage, saddle-horses, and table, but even to present me with a fine negro boy, named Quaco, to carry my umbrella as long as 1 remained in Surinam.
Dieser Müßiggang, durchsetzt von Bällen, Konzerten und allerlei Amusements für die oberen Ränge der frisch angekommenen Truppe, gibt Stedman die Gelegenheit, seine aufregende Umgebung zu studieren und seine ersten Beobachtungen aufzuschreiben: Zu allererst einmal die Frauen, deren Attraktivität für die Europäer fein säuberlich nach der Helligkeit ihrer Hautfarbe gestaffelt ist.

Montag, 7. Mai 2018

"Expedition nach Surinam" (1) - Vorstellung des Jan Stedmann

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch

Der transatlantische Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der zwischen der Blütezeit der Sklaverei im 17. und 18. Jahrhundert schätzungsweise elf Millionen Menschen in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense Ausmaß konnte von den Opfern kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen.

In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen möchte ich einige dieser Zeugnisse vorstellen. In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven wesentliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten.  Mit die "Prinzen von Calabar" (Teil 2) gab es den ersten Beitrag zu diesem Thema über zwei nigerianische Sklavenhändler, die irrtümlich selbst als Sklaven gefangen wurden.
Fußfessel für Sklaven, Musée de la civilisation.celtique / Bibracte, Frankreich.Foto: wikimedia., Quelle Urban
Diesmal soll es um John Gabriel Stedman gehen. Stedmann - holländischer Staatsbürger - berichtet von seiner "Expedition nach Surinam" über 800 Seiten lang. Der Text ist durchsetzt mit akribischen Zeichnungen von Flora, Fauna und den Bewohnern von Surinam, Karten, Aufzählungen von Waren und den Profiten, die mit ihnen gemacht wurden bis hin zu Gedichten.

Freitag, 9. März 2018

Koloniale Vergangenheit

Eine nette Geste der Rot-Rot-Grünen Regierungskoalition in Berlin ist, nun endlich drei nach deutschen Kolonialisten benannten Straßen umzutaufen:
- Die Umbennung der Petersallee in Maji-Maji-Allee soll an den größten Befreiungskampf der deutschen Kolonialzeit -  den sogenannten Maji-Maji-Krieg (1905-07) in „Deutsch-Ostafrika“ [heute Tansania] - erinnern.

- Die Änderung der Lüderitzstraße in Anna-Mungunda-Straße soll an die Anti-Apartheid-Aktivistin Anna Mungunda (1932-1959) erinnen. Sie wurde von den Besatzern während einer Demonstrationen gegen die Zwangsumsiedlung der Schwarzen Bevölkerung von Windhoek [Namibia] erschossen.
- Mit der Umbenennung des Nachtigalplatzes in Manga-Bell-Platz soll der von den Deutschen hingerichtete kamerunische Widerstandsführer Rudolf Manga Bell (1873-1914) geehrt werden. Das anerkannte Oberhaupt der Douala hat vergeblich versucht, der vertragsbrüchigen Enteignung und Verdrängung seiner Gemeinschaft  entgegen zu wirken.
(Vgl. dazu auch den MediaWatch-Beitrag "Die Helden der anderen".)

Montag, 15. August 2016

Was vor 100 Jahren noch verstanden wurde ...

(... ) I feel that we shall ultimately have to consider the adoption of some such scheme as that of a progressive tax on all fortunes, beyond a certain amount either given in life or devised or bequeathed upon death to any individual — a tax so framed as to put it out of the power of the owner of one of these enormous fortunes to hand on more than a certain amount to any one individual (...)

(...) Our aim is to recognize what Lincoln pointed out: The fact that there are some respects in which men are obviously not equal; but also to insist that there should be an equality of self-respect and of mutual respect, an equality of rights before the law, and at least an approximate equality in the conditions under which each man obtains the chance to show the stuff that is in him when compared to his fellows.
Geäußert 1906 und 1907 von Theodore Roosevelt, US-Präsident. Hat tip Paul Krugman. Hervorhebungen durch die Redaktion.

Montag, 30. Mai 2016

China News

China will einen eigenen Teilchenbeschleuniger bauen, der mindestens doppelt so groß werden soll wie der LHC des CERN in den Alpen (Caixin Online; hat tip Asia Times). MediaWatch bezweifelt, dass es bei den geplanten sechs Milliarden US-Dollar Baukosten bleiben wird. Viel wird davon abhängen, welche und wie viele Teile letztlich importiert werden müssen. Dass die Chinesen solch eine Anlage aber zum Laufen bringen, (wenn sie das denn wirklich wollen) darf dagegen als sicher gelten.

Einen vernünftigen Artikel über Chinas Bankensystem und die Frage der notleidenden chinesischen Kredite bringt Makroskop.

Militärisch befürchtet Peking ins Hintertreffen zu geraten - vor allem, was eine effektive nukleare Abschreckung gegenüber den USA angeht (Guardian). Unter anderem ist die neue Raketenabwehr für Südkorea ein großes Problem. Um seine Zweitschlagkapazitäten zu verbessern, entsendet China jetzt mit Atomwaffen ausgerüstete U-Boote in den Pazifik.
Zusammen mit Russland will China die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) nun auch für eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit nutzen. Indien und Pakistan sind mittlerweile Vollmitglieder, was möglicherweise auch die Beziehungen dieser beiden Atommächte verbessern helfen könnte.

22 gefangengenomme GIs haben sich nach Ende des Korea-Krieges entschieden, in China zu bleiben. Die South China Morning Post erzählt die Geschichte von einem von ihnen - seine Geschichte und die seiner Familie.

Und zu guter Letzt noch das neueste Propagandawerk der Kommunistischen Partei Chinas - ein Rapsong über Karl Marx. Leider gibt's keine Untertitel. Wer Hinweise auf den Inhalt sucht, kann die bei der japanischen Asahi Shimbun nachlesen.

Montag, 11. April 2016

Geschichten aus der Sklaverei (2)

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch 

Der transatlantische Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der zwischen im 17.und 18. Jahrhundert schätzungsweise elf Millionen Menschen in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense Ausmaß konnte von den Opfern naturgemäß kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen. In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen möchte ich einige dieser Zeugnisse vorstellen. In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven erhebliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten. Nicht zuletzt begreift man über sie die tiefgreifenden und verstörenden Veränderungen, die sich in den westafrikanischen Königreichen durch Sklavenhandel vollzog.

Die Prinzen von Calabar - Teil 2

Wir hatten Ephraim und Ancona Robin-John an dem vielleicht entscheidensten Punkt ihres Lebens verlasssen - ihrer Gefangenahme und Versklavung in Folge eines Komplotts von Sklavenhändlern bei dem es um Handelsrechte und Preise ging.

Ankunft in Roseau, Domenica und Flucht nach Bristol
Auch auf den Sklavenschiffen gab es im Übrigen eine Arbeitsteilung: Die umgänglichsten Sklaven wurden als Quartiersmeister eingesetzt, um die Essenszuteilung zu überwachen und aufkommende Rebellionen zu melden. Vermutlich hatten die Prinzen eine solche Stellung inne und konnten deshalb Privilegien erwerben. Ein solches Privileg war, beim Anlegen des ersten Hafens in Domenicas Hauptstadt Roseau direkt auf dem Schiff verkauft zu werden, wo die ersten Käufer, meistens Mitglieder von Behörden, an Bord gingen und auf Empfehlung des Kapitäns ein Vorverkaufsrecht genossen, um die beste ‘Ware‘ abzugreifen. Nur so konnte man – wenn man guten Kontakt zum Kapitän hatte – erwirken, dass Familien oder Paare zusammen verkauft wurden. 
Umgebautes Sklavenschiff. Unbekannter Autor / wikimedia

Montag, 4. April 2016

Geschichten aus der Sklaverei (1)

Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch 

Der transatlantische Sklavenhandel wurde zur größten Zwangsumsiedlung der Menschheit, bei der schätzungsweise elf Millionen Menschen zwischen dem 17.und 18. Jahrhundert in die Neue Welt und nach Europa verschleppt wurden. Dieses immense Ausmaß konnte von den Opfern naturgemäß kaum dokumentiert werden. Dennoch gibt es einige wenig bekannte, spärliche Zeugnisse von Betroffenen.

In einer mehrteiligen Serie zum Sklavenhandel und ihren unterschiedlichen Folgen möchte ich einige dieser Zeugnisse vorstellen. In ihnen wird dieses belastende Thema weg von der bloßen Aufzählung geschichtlicher Fakten hin zu anschaulichen Geschichten von Einzelschicksalen verlagert, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer unterschiedlichen Perspektiven erhebliche Teile des blutigen Geschäfts beleuchten. Nicht zuletzt begreift man über sie die tiefgreifenden und verstörenden Veränderungen, die sich in den westafrikanischen Königreichen durch Sklavenhandel vollzog.

Wer eine Einführung in das Thema wünscht, sei auf diesen sehr aufschlussreichen Animationsfilm von Anthony Hazard verwiesen:

Die Prinzen von Calabar - Teil 1

“Die Prinzen von Calabar“ heißt das Buch des Historikers Randy J. Sparks aus New Orleans. In ihm beschreibt er seinen zufälligen Fund eines Briefwechsels von zwei versehentlich verschleppten afrikanischen Sklavenhändlern bei ihrem verzweifelten Kampf um ihre Befreiung. Sparks hat diesen Briefwechsel historisch aufgearbeitet und kommt dabei zu atemberaubenden Schlüssen. Sie beleuchten nicht nur das transatlantische Geflecht des afrikanisch-europäischen Sklavenhandles, sondern auch die beginnende Antisklaverei-Bewegung in Bristol. Dort beginnt der Briefwechsel zwischen den beiden Prinzen und den Brüdern Charles und John Wesley. Die Wesley-Brüder gehörten der Methodistenkirche in Bristol an, die zusammen mit der Quäkerbewegung die Sklaverei als verbrecherische Sünde ablehnten und sich für die Befreiung der beiden Prinzen einsetzten. In seinem Buch rekonstruiert er anhand der Briefe die Geschichte der Verschleppung und Befreiung der beiden afrikanischen Sklavenhändler Ephraim und Ancona Robin Robin-John.

Donnerstag, 24. September 2015

Spuren des deutschen Kaiserreichs in Tansania

Das Andenken an die Kolonialzeit wird in Tansania bis heute gepflegt. Dennoch sind Deutsche ziemlich beliebt. Die Verbrechen der Kolonialzeit vor dem Ersten Weltkrieg sind weitgehend vergessen und Teile der seinerzeit errichteten Infrastruktur sind heute noch nützlich (Eisenbahn und touristisch verwertbare Sehenswürdigkeiten).
Unten eine Skulptur aus dem Nationalmuseum in Dar es Salaam, die den Ausgangspunkt kolonialer Inwertsetzung illustriert: Sklaven- und Elfenbeinhandel.

Askari-Denkmal in Dar es Salaam.

Mittwoch, 9. September 2015

Kein Geschöpf ist ehrwürdiger als ein anderes

Immer wieder haben Menschen sich darum bemüht, ihrem Emanzipationsbestreben einen gesellschaftliche verbindlichen Ausfdruck zu verleihen. Vorläufiger Endpunkt dieser Entwicklung sind die Menschenrechte. In Europa waren es als erstes die Bauern, die im 15. Jahrhundert entsprechende Forderungen formulierten. Aus Westafrika ist die Verfassung der Mande überliefert, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, als das Reich Mali auf dem Gipfel seiner Macht stand.   

Hier also der Text:
1. Die Jäger sagen: Alle Geschöpfe sind eins. Es stimmt, dass ein Geschöpf vor einem anderen das Licht der Welt erblickt, aber ein Geschöpf ist nicht älter und ehrwürdiger als ein anderes, und auch kein Geschöpf ist besser als ein anderes.

Montag, 27. April 2015

Splitter - Theorieausgabe

Finanzen: Schafft ein, zwei, viele Griechenland?! Wie oft Staaten in der Vergangenheit schon pleite gegangen sind, ist in sehr aufschlussreichen wikipedia-Tabellen belegt (1), (2). Bei Katapult hat man eine ganz wunderbare Karte aus den Daten gebaut. Hat tip NDS.
Übrigens zeigt Paul Krugman in nur zwei leicht verständlichen Grafiken, welche wahrhaft titanischen Anstrengungen Griechenland schon vollzogen hat, um den Forderungen der Gläubiger nachzukommen: 20 Prozent des Bruttonationaleinkommens wurden in Sparleistungen gesteckt und die Löhne im Vergleich zum EU-Durchschnitt um 30 Prozent gekürzt.
Und unser Lieblingsökonom weist darauf hin, wie Wachstumsschätzungen ex post mittels Algorhythmen manipuliert werden ("Überhitzung"), um ökonomische Krisen zu "erklären". Das ist wichtig, weil derartige Rechenmethoden automatisch auf scheinbare finanzpolitische Unverantwortlichkeit zu verweisen scheinen!

Geschichte I: Heiner Flassbeck fasst die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Diskurse in verschiedenen Schlüsselbereichen zusammen und berichtet auch von seinen Erfahrungen bei der UN Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Lesenswert!

Geschichte II: Die Welt legt in ihrer Print-Ausgabe dar, dass Deutschland die atomare Bewaffnung Israels "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" mit etwa zwei Milliarden D-Mark finanziert hat: "Aktion Geschäftsfreund". (Die Kaufkraft entspräche heute knapp 17 Mrd. Euro; allerdings ist die deutsche Wirtschaftskraft im Vergleich viel größer als 1960.) Zuständig war Konrad Adenauer, das Know-how kam offensichtlich aus Frankreich. Das Ganze lief als "Förderung von Entwicklungsländern" und wurde über die KfW abgewickelt. Die Mittelverwendung wurde selbstverständlich nie geprüft.