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Montag, 30. Dezember 2019

"Ihr seid der Bürgerkrieg"...

Banken und Finanzkrise im Libanon - nichts geht mehr - die Leute kommen nicht mehr an ihr Geld. Eine lesenswerte Analyse bietet alphaville.ft.com; hat tip Angry Arab. Mit der Hizbullah und dem Iran haben die Proteste dort herzlich wenig zu tun.
More likely the trigger for the current crisis was instead the mysterious resignation and disappearance of Prime Minister Hariri in Saudi Arabia in November 2017, which may have spooked wealthy Lebanese depositors and encouraged them to move funds out of Lebanon.
It was after this series of events (...) that resident bank deposits truly collapsed, interest rates spiked, bank lending to the private sector declined and GDP growth dropped to 0.25 per cent. (...) the increase in interest rates only further deteriorated the fiscal situation. Things then properly fell apart with the collapse of foreign deposits in early 2019
Eine deutlich andere Geschichte wird in den Blättern für deutsche und internationale Politik kolportiert. Darin wird auf grassierende Arbeitslosigkeit, 30-jährige Misswirtschaft, Waldbrände und eine geplante Whats-App-Steuer verwiesen. Auch von wirtschaftlichem Kollaps ist die Rede, aber ohne hinreichend präzis zu werden.
etwas (...) macht die jüngsten Proteste außergewöhnlich: Die überkonfessionelle politische Allianz, die der Einheitsregierung nie gelang, erfolgt jetzt auf den Straßen: „Wir sind die Revolution, ihr [Politiker] seid der Bürgerkrieg!“
Das lässt hoffen.

Mittwoch, 9. September 2015

UN-Prinzipien für Um- und Entschuldung

Die Vereinten Nationen haben erstmals Prinzipien für die Um- und Entschuldung ("debt restructuring") aufgestellt. Anlass dazu waren die Versäumnisse im Zuge des griechischen Schuldenmanagements und die Klage eines Hedgefonds gegen Argentinien. Hat tip Global Policy Forum. Auch Entwicklungspolitik Online berichtet.

Diese neun Prinzipien sind:
1. The sovereign right to start a restructuring process
2. Good faith negotiations by debtor and creditor
3. Transparency of the process and related data
4. Impartiality of all institutions and actors involved
5. Equitable treatment of creditors
6. Sovereign immunity of states before foreign courts
7. Legitimacy of the institutions involved
8. Sustainability: speedy conclusion, and outcomes that promote growth and respect human rights
9. Majority restructurings: minorities that respect decisions approved by the majority.
19 Wirtschaftsprofessoren – darunter Heiner Flassbeck, Thomas Piketty, James Galbraith und Yanis Varoufakis – haben die Bundesregierung nun aufgefordert, diesen morgen (Do., 10. Sept. 2015) zur Abstimmung vorliegenden Entwurf zu unterstützen. Ein vergleichbarer Vorstoß beim Internationalen Währungsfonds sei 2003 gescheitert. Attac hat sich dieser Forderung angeschlossen.

Montag, 27. April 2015

Splitter - Theorieausgabe

Finanzen: Schafft ein, zwei, viele Griechenland?! Wie oft Staaten in der Vergangenheit schon pleite gegangen sind, ist in sehr aufschlussreichen wikipedia-Tabellen belegt (1), (2). Bei Katapult hat man eine ganz wunderbare Karte aus den Daten gebaut. Hat tip NDS.
Übrigens zeigt Paul Krugman in nur zwei leicht verständlichen Grafiken, welche wahrhaft titanischen Anstrengungen Griechenland schon vollzogen hat, um den Forderungen der Gläubiger nachzukommen: 20 Prozent des Bruttonationaleinkommens wurden in Sparleistungen gesteckt und die Löhne im Vergleich zum EU-Durchschnitt um 30 Prozent gekürzt.
Und unser Lieblingsökonom weist darauf hin, wie Wachstumsschätzungen ex post mittels Algorhythmen manipuliert werden ("Überhitzung"), um ökonomische Krisen zu "erklären". Das ist wichtig, weil derartige Rechenmethoden automatisch auf scheinbare finanzpolitische Unverantwortlichkeit zu verweisen scheinen!

Geschichte I: Heiner Flassbeck fasst die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Diskurse in verschiedenen Schlüsselbereichen zusammen und berichtet auch von seinen Erfahrungen bei der UN Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Lesenswert!

Geschichte II: Die Welt legt in ihrer Print-Ausgabe dar, dass Deutschland die atomare Bewaffnung Israels "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" mit etwa zwei Milliarden D-Mark finanziert hat: "Aktion Geschäftsfreund". (Die Kaufkraft entspräche heute knapp 17 Mrd. Euro; allerdings ist die deutsche Wirtschaftskraft im Vergleich viel größer als 1960.) Zuständig war Konrad Adenauer, das Know-how kam offensichtlich aus Frankreich. Das Ganze lief als "Förderung von Entwicklungsländern" und wurde über die KfW abgewickelt. Die Mittelverwendung wurde selbstverständlich nie geprüft.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Die IWF-Theoretiker wachen auf

"Multiplikator bisher falsch berechnet", überschreibt der ORF einen Bericht über den aktuellen World Economic Outlook des IWF "Coping with high debt and sluggish growth". Darin heißt es:
Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird seit vielen Jahren immer wieder massiv wegen seiner harten Sparauflagen kritisiert, die er zur Bedingung für Milliardenkredite an überschuldete Länder macht. Von „Kaputtsparen“ ist dabei häufig die Rede.
Der ORF erwähnt es nicht - aber insbesondere in Afrika hatte die so genannte "Strukturanpassungspolitik" (ausführlicher INEF) verheerende Auswirkungen. Regelmäßig wurden die angeblich zu hohen Staatsausgaben beschnitten und Einnahmequellen wie Staatsbetriebe privatisiert oder - wie Zolleinnahmen - abgeschafft.

Was 30 Jahre gescheiterte Entwicklungspolitik und eine Entwicklung in China, die allen neoliberalen Glaubensätzen Hohn spricht, nicht vermochten, gelingt nun angesichts der Produktivitätsdifferenzen im Euroraum (vulgo "Euro Krise"). Die IWF-Theoretiker wachen auf. Der ORF schildert das so:

Donnerstag, 27. September 2012

Finanzmarktupdate

Geldwäsche als Fingerübung: Der Economist hat die Ergebisse einer Studie aufgegriffen, wonach es in der OECD kinderleicht ist, Briefkastenfirmen zu eröffnen, die von den Steuer- und Strafverfolgungsbehörden nicht mehr rückverfolgt werden können. In der lesenswerten Studie heißt es unter anderem:
Against the conventional policy wisdom, those selling shell companies from tax havens were significantly more likely to comply with the rules than providers in OECD countries like the United States and Britain. Another surprise was that providers in poorer, developing countries were also more compliant with global standards than those in rich, developed nations.
Der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments hat letzte Woche Vorschläge verabschiedet, die große Rohstoffmultis gesetzlich dazu verpflichten würden, Details über Zahlungen an Regierungen zu veröffentlichen. Diese sollen dabei sowohl nach dem Land ihrer Tätigkeit (Country-by-Country-Reporting) als auch nach Projekten aufgeschlüsselt werden (Blog Steuergerechtigkeit). Dieser Schritt wurde
von verschiedenen Trägern der Zivilgesellschaft (...) begrüßt. Oxfam, Eurodad und Global Witness (...) bezeichneten den Vorschlag als einen „wirklichen Schritt voran“, um den Ressourcen-Fluch der Entwicklungsländer zu überwinden. Sie mahnten jedoch weitere notwendige Schritte an.
Weniger zufrieden äußern sich die Nichtregierungsorganisationen über den Entwurf eines Gesetzes zur Regulierung der Spekulation mit Nahrungsmitteln (Entwicklungspolitik Online). Der Entwurf sieht vor allem Positionslimits vor (also Obergrenzen der handelbaren Mengen) lässt aber sonst
"noch zahlreiche Schlupflöcher für Hedgefonds und andere Anleger, die Spekulation mit Nahrungsmitteln fortzusetzen und so die Explosion der Lebensmittelpreise weiter anzuheizen".
Insgesamt ist der IWF ist mit den Regulierungsbemühungen nach der Finanzkrise allerdings nicht zufrieden (G-News dt.). Die Baustellen der Globalisierung fassen die Kritikpunkte überaus kompakt zusammen:
(...) viele Reformen zur Herstellung von mehr Transparenz und weniger Komplexität stehen noch aus, und mit der Regulierung der Schattenbanken und der Lösung der Too-important-to-fail-Problematik ist noch gar nicht begonnen worden.
Wer beim IWF selber nachgucken will, kann das im dritten Kapitel des aktuellen Global Financial Stability Reports tun.

Sonntag, 23. Mai 2010

Chance für Entwicklungsländer?

Als Chance für "die" Entwicklungsländer sieht ein DIE-Gastkommentator in der Zeit die "Eurokrise". Das kann man so darstellen. Aber ob "die" Entwwicklungsländer sich wirklich als "bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen" haben, "auch weil viele von ihnen die in den guten Jahren gewonnenen finanziellen Spielräume für antizyklische Politiken nutzen konnten" ist höchst fraglich. Da war der Blick wohl eher auf die BRICs und einige weitere Schwellenländer gerichtet. Auch der folgende Abschnitt verrät eine auf wirtschaftlich erfolgreichere Länder verengte Sichtweise:
Es zeichnet sich also kein Bedrohungsszenario für die Entwicklungsländer ab, da außerhalb der OECD nur wenige Länder überschuldet sind oder von Kapitalabflüssen bedroht werden. Die krisenbedingt niedrigen Zinsen in der OECD-Welt werden vielmehr dazu beitragen, dass das vagabundierende Kapital der Finanzmärkte in die Schwellenländer fließt und dort die Aktien- und Immobilienpreise nach oben treibt.
Andere Stimmen weisen dagegen darauf hin, dass die Einnahmen vieler Länder mit niedrigem Einkommen gesunken sind und die Schuldenspirale sich gerade wieder anfängt zu drehen. Auch eine aktuelle Weltkarte des Internationalen Währungsfonds beeindruckt. Auf ihr sind alle Staaten verzeichnet, die dem Fond derzeit Geld schulden.
Zur Frage von Kapitalabflüssen lohnt sich ein Blick in den Blog des Netzwerkes Steuergerechtigkeit....

Längst nicht immer hilft eine ausschließlich an offiziellen Daten ausgerichtete Wissenschaft, die Welt besser zu verstehen. Die Summen, die über die letzten Jahrzehnte (illegal) allein aus bitterarmen afrikanischen Ländern abgeflossen sind, sind kaum vorstellbar.

Dienstag, 15. September 2009

Klammheimlich beerdigt

Außer epo.de haben im deutschen Sprachraum laut Google News nur noch Welt Online und Jesus.de den Hinweis im Trade and Development Report 2009 der UN-Konferenzz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) aufgegriffen wonach die UN-Milleniumsziele mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verfehlt werden.

Auch in englischer Sprache ist die Google-Ausbeute extrem mager. Was aber wichtiger ist: Fast nur die großen Blätter aus Entwicklungsländern berichten. Und auch diese heben die Wirtschaftsprognosen für ihr Heimatland in den Vordergrund. Die westlichen Internet-Medien - auch die Nachrichtenagenturen - schweigen.

Eigentlich hat die internationale Gemeinschaft ja noch fünf Jahre Zeit, die im September 2000 beschlossenen UN-Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen. Doch scheint sich langsam der Frust darüber breit zu machen, dass die Finanzkrise und mangelndes Wirtschaftswachstum den - gar nicht so hoch gesteckten - Zielen bereits jetzt den Garaus bereiten.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeitselbst verschweigt diesen Hinweis von UNCTAD glatt. Und das obwohl die Umsetzung der acht Ziele zum Kern der BMZ-Politik der letzten Jahre gehörten.

Also wird die ganze Angelegenheit wohl bald klammheimlich beerdigt.

Dienstag, 21. Juli 2009

Das andere Gesicht der Finanzkrise

Auch die Vereinten Nationen werden durch die Weltwirtschaftskrise schwer getroffen. Von dem 9,5 Milliarden US-Dollar schweren Haushalt sind erst 4,6 Mrd. eingegangen. Es entsteht also gerade eine fast fünf Mrd. US-Dollar große Finanzierungslücke. Hier der Google-Überblick über die Meldungen.

Zwar liegt der UN-Haushalt um 1,5 Mrd. US-Dollar über der Planung, weil die Budgets für die humanitäre Hilfe in Gaza, Pakistan, im Irak, in Sri Lanka, Kenia und Somalia höher ausfallen, als gedacht. Andererseits fehlen im Sudan, in der DR Kongo und in Simbabwe zusammen genommen fast zwei Mrd. US-Dollar.

Während die Meldungen, die sich auf Reuters stützen, von knauserigen Geberländern sprechen, heißt es bei denen, die dpa zu Grunde legen, dass die privaten Stiftungen sich zurückhalten.

Sonntag, 28. Juni 2009

Betroffen aber mundtot

"Wenn ein Auto in Richtung Klippe fährt, reicht es nicht, langsamer zu fahren": Ein Interview mit Heiner Flassbeck zum Weltfinanzgipfel bringt die taz. Den prägnantesten Überblick hat Roland Bunzenthal für die FR geschrieben. Die Positionen deutscher NRO (2) findet man am kompaktesten bei epo dargestellt. Ausführlicher Rainer Falk in den Baustellen der Globalisierung (1), (2), (3). Dann berichtete noch Die Presse.Com, Focus Online und Zeit Online. Aber das war's dann auch im deutschen Sprachraum. So werden die Menschen in 140 Entwicklungsländern zwar am stärksten von der Krise der Reichen betroffen. Doch sie werden mit ihren Anliegen nicht einmal gehört - geschweige denn, dass sich etwas zu ihren Gunsten änderte.

Montag, 6. April 2009

Counter-views on the global financial meltdown and on the food crisis

As the international financial crisis points to the collapse of laissez faire economics and discredits market fundamentalism, Africa and the global South should break free from failed neoliberal policies and the institutions that have promoted them and define their own paths to development, writes Demba Moussa Dembele, Director of the Forum for African Alternatives:

Dienstag, 31. März 2009

Sonntag, 22. März 2009

Attac verteilt Wunsch-ZEIT


Attac-Aktivisten haben in rund 100 deutschen Städten ein Plagiat der Wochenzeitung DIE ZEIT verteilt. Die Zeitung ist datiert auf den 1. Mai 2010 und enthält positive Nachrichten aus einer Welt nach der Krise. 150.000 Exemplare wurden am Wochenende auf Plätzen, in Straßen, Kneipen und sonstigen öffentlichen Orten verteilt oder ausgelegt.

Der Aufwand galt der Mobilisierung möglicher Subjekte der Veränderung für den 28. März. An diesem Tag sollen in Frankfurt und Berlin unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise! Für eine solidarische Gesellschaft!" Großdemonstrationen stattfinden. Eine Online-Version des Plagiats gibt es unter: www.die-zeit.net. (Klaus Boldt)

Freitag, 27. Februar 2009

Der IWF weiß es scheint's einfach besser

IMF LogoIn Dani Rodriks Weblog findet sich eine aufschlussreiche Sammlung der aktuellen staatlichen Konjunkturprogramme weltweit. Neben den westlichen Industrieländern und Japan haben mittlerweile China, Brasilien, Argentinien, Mexiko, Südafrika, Indien, Indonesien, Vietnam und Ägypten derartige Programme aufgelegt. Weltweit haben sie derzeit einen Umfang von etwa 3.000 Milliarden US-Dollar - das entspricht etwa 5,5 Prozent des Welt-Sozialproduktes.

Die wichtigsten Ergebnisse der Autoren:
Stimulus packages, with a few exceptions, have mostly occurred in the developed world or in larger developing countries.
Every stimulus package identified is clearly expansionary, yet IMF packages are starkly contractionary and have a high degree of conditionality.
Daraus leiten die Autoren zwei weiterführende Fragen ab:
What about the poorer nations of the world?
Is the IMF prescribing the wrong policies?
Wenn man in den Datenüberblick schaut, fällt tatsächlich auf, dass alle Staaten versuchen, ihre Ökonomien mittels expansiver "keynesianischer" Politik wieder anzukurbeln. Nur dort, wo die neu aufgelegten Programme des Internationalen Währungsfonsds (IWF/IMF) laufen (derzeit Pakistan, Litauen und in der Ukraine) müssen die Zinsen erhöht, und die Staatsaugaben gesenkt werden.
Hier der Link zu der als Excel-Datei vorgelegten Untersuchung: "Gallagher, Kevin P., et al, Survey of Stimulus and IMF Rescue Plans During the Global Financial Crisis: I"

Diese Entwicklung ist besonders bedenklich, weil der IWF gerade beschlossen hat, seine Mittel für die Kreditvergabe von 250 auf 500 Milliarden US-Dollar aufzustocken. Der Löwenanteil der Mittel dafür kommt aus Japan, aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Unterstützung der Bundesrepublik signalisiert, sollt der IWF darum nachsuchen. Es steht also zu befürchten, dass noch eine ganze Reihe verzweifelte Regierungen ihre Bevölkerungen den Rosskuren des Fonds unterwerfen müssen. Und es wird gerade die ärmsten Länder treffen, die ihre Volkswirtschaften nicht aus eigener Kraft stützen können. Geht aber eine derartige Politik in einem Land wie Pakistan schief (hier der jüngste Bericht aus dem Economist), kann das äußerst unangenehme Folgen zeitigen.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Wetten auf den Staatsbankrott

Die Zocker an den Finanzmärkten machen - aus ihrer Sicht - das Beste aus der Krise: Sie wetten auf den Bankrott ganzer Staaten. Meßbar ist das nach einem Bericht von welt online an der Nachfrage nach Ausfallversicherungen für Staatsanleihen (Credit Default Swaps - CDS) . "Osteuropa und Südamerika stehen unter besonderer Beobachtung. Aber selbst Deutschland gilt bei den Zockern als gefährdet", so welt online.

"CDS sind Kreditderivate, die Investoren nutzen, um sich abzusichern oder aber damit zu spekulieren", klärt welt online auf. "Sie gelten als ein Seismograf für Insolvenzrisiken. Je höher die Prämie, als desto unsicherer wird die Finanzlage eines Schuldners eingeschätzt."

Als Ländern mit den höchsten Risiken eines Staatsbankrotts gelten demnach Argentinien, Venezuela, Kasachstan, Island, Russland, Bulgarien, Indonesien, Ägypten, Vietnam, Libanon, die Türkei und Südafrika.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua sieht Osteuropa als "Auge des zweiten Finanzsturms":
In 2007, Eastern Europe's emerging markets attracted the most foreign investment, replacing Asia. During the year, 365 billion U.S. dollars out of a total of 780 billion dollars of global investment in emerging markets went to Eastern Europe, most of which was used in purchasing such financial products as bank bonds.
Da westliche Investoren ihr Kapital jetzt aus Osteuropa abziehen, geraten die Ökonomien in Schieflage. Xinhua:
It is estimated that last year, all Eastern European countries' foreign debts exceeded 50 percent of their GDP, a far cry from other emerging markets.
(Klaus Boldt)

Dienstag, 17. Februar 2009

Indiens Banken wachsen

Die Nummer eins des Landes, die staatlich kontrollierte State Bank of India (SBI), meldete für das letzte Quartal einen Gewinnsprung um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die größte Privatbank ICICI trotzt dem Sturm und erwirtschaftete im gleichen Zeitraum ein Ergebnisplus von 3,3 Prozent.
berichtet das Handelblatt in seiner Ausgabe vom 16. Februar 2009. Die Gründe:
Im globalen Vergleich stünden Indiens Banken gut da, sagte Sanjaya Panth, Landesexperte des Internationalen Währungsfonds (IWF), dem Handelsblatt. Die strengen Regulierungsauflagen hätten verhindert, dass sie sich auf den internationalen Finanzmärkten mit toxischen Wertpapieren eingedeckt haben. Auch die Kapitalausstattung der Banken ist gesund. Nach Angaben der indischen Zentralbank lag die Eigenkapitalquote (Tier I und II) Ende 2008 im Branchendurchschnitt bei 13 Prozent und damit weit über dem laut den Eigenkapitalregeln Basel II geforderten Minimum von acht Prozent.
Trotz einiger Schwierigkeiten in 2009 muss sich Indiens Regierung insgesamt offensichtlich
vergleichweise wenig Sorgen um den Finanzsektor machen. Sie sieht sich bestätigt in ihrer Politik der vorsichtigen Liberalisierung, für die sie in den vergangenen Jahren im Ausland erheblich kritisiert worden war. Dem überwiegend staatlichen und halbstaatlichen Bankensektor sind enge Grenzen beim Kreditgeschäft im Ausland und Portfolio Investments gesetzt. Der Zugang zu neuen Finanzinstrumenten im Derivatebereich ist ihnen verwehrt.
Vielleicht ist es gar nicht so unsinnig, Finanzprodukte mit Autos zu vergleichen: Ein Otto-Normalverbraucher benötigt keinen Formel-1 Wagen um zum Einkaufen zu fahren. Ein ganz normales Auto ist dafür wesentlich besser geeignet, obwohl - oder vielleicht sogar weil - es langsamer ist. (Leider ist mir entfallen, wann und wo ich diesen Vergleich ursprünglich gelesen habe - diesmal also hat tip für eineN UnbekannteN.)

Dienstag, 3. Februar 2009

Vorsicht beim China bashing!

Anfang des Jahres hatte der ehemalige Finanzminister der USA, Henry Paulson, seine Amtszeit mit schrillen Schuldzuweisungen beendet. Er hatte behauptet, dass China (und die ölexportieren Länder) an den Ungleichgewichten im Welthandel schuld seien. Im Kern liefen Paulsons Einlassungen darauf hinaus, dass die Ersparnisse dieser Ländergruppe die Kreditblase erst ermöglicht hätten. Und bei seinem Amtsantritt Ende Januar hatte der neue US-Finanzminister Timothy Geithner nachgetreten, als er China der Währungsmanipulation bezichtigte.

Die Chinesen haben sich gegen die Vorwürfe mit vergleichsweise deutlichen Worten zur Wehr gesetzt. In einem Kommentar der Nachrichtenagentur Xinhua heißt es:
It is completely a ridiculous conclusion both in time order and in causal relationship.
(...)

Compared with their U.S. counterparts who have long got accustomed to overspending, Chinese people have developed a tradition of savings since ancient times.
(...)
China's foreign reserve growth has been mainly pushed by its trade surplus and investment from other countries, including that from the U.S.. Due to its ever-increasing economic openness to the outside world, China has been considered (...) an ideal investment haven. As a result, the export by China-based foreign enterprises takes the lion's share of the country's total export volumes.

Und Xinhua reicht den Schwarzen Peter an den Absender zurück:
After the 1997 Asian financial crisis, some emerging Asian economies, including China, began to reinforce their foreign reserves and domestic bank deposit. (...)
In the Asian financial crisis, the U.S. dominated International Monetary Fund's (IMF) economic aid plans to crisis-struck Asian nations. As a precondition for assistance, the U.S.-led international body prescribed medicine for Asian nations, demanding them to adopt a tightened fiscal policy and raise interest rates. Also, they were urged to reduce financial deficits and increase international reserves.
The increased international and domestic savings by Asian nations after the 1997 crisis greatly helped raise their ability to fend off a financial crisis.

Und nun hat der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao in einem Interview mit der Financial Times (nur für Abonennten zugänglich) erstmals selber Position bezogen. Und was er zu sagen hatte, sollte den Strategen im Weißen Haus zu denken geben. Im Folgenden zitieren wir aus der Kolumne "Das Kapital" der Financial Times Deutschland:
Doch bei aller Enttäuschung darüber, dass China seine Währungsreserven nicht dem IWF zur Verfügung stellen will, ist die entscheidende Passage etwas untergegangen: dass China angesichts von 20 Millionen beschäftigungslosen Wanderarbeitern seine Währungsreserven von fast 2000 Mrd. US-Dollar im Notfall auch dazu verwenden könnte, die Mittel für eigene inländische Zwecke einzusetzen, um das Wachstumsziel von acht Prozent zu erreichen.
(...) allein die Andeutung dessen ist ein Schuss vor den Bug der USA, die auf ein zweistelliges Budgetdefizit zulaufen und daher gerade jetzt auf chinesisches Kapital angewiesen sind. Vielleicht ist das nur diplomatisches Geplänkel (...). Doch es ist und bleibt ein Wahnsinn, dass ein Schwellenland die größte Industrienation der Erde finanzieren muss.
Muss?
(...) wenn China den Aufkauf von US-Staatsanleihen nur verringert (im Einklang mit den Exporterlösen), könnte das am US-Rentenmarkt schon Tumulte auslösen, die selbst die Fed nur schwer beruhigen könnte, ohne den Dollar zu beschädigen. Auch wenn China, wie zu vermuten, zunächst brav bleibt, wird das riesige Angebot an neuen Staatsanleihen rund um die Welt die Rentenmärkte ohnehin gehörig belasten. Und sobald die akute Krise vorbei ist, so Wen, könnte China seine Anlagestrategie für Währungsreserven sowieso auf den Prüfstand stellen.
Bleibt zu hoffen, dass die US-Amerikaner zügig erkennen, wer zur Zeit die Musik bezahlt und dass sie nicht - und wahrscheinlich nie mehr - alleine bestimmen können, was gespielt wird.

Dienstag, 20. Januar 2009

Berechtigter Pessimismus

"Köhlers schöne, neue Welt ist Fiktion", kritisiert Martin Ling im Neuen Deutschland den Auftritt von Bundespräsident Köhler vor dem Diplomatischen Korps. Dort hatte Köhler die Finanz- und Wirtschaftskrise als Chance dargestellt, »weil sie das Bewusstsein dafür schärft, in welch großem Maße die Völker aufeinander angewiesen sind und wie wichtig deshalb gemeinsames Handeln ist« wie Ling den Bundespräsidenten zitiert.

Zu Recht kontert Ling:
Man muss wohl ein Visionär wie Köhler sein, um das erkennen zu können. Ab dieser Woche werden in der EU wieder Exporterstattungen für Butter, Käse sowie Milchpulver gezahlt (...). Dass die EU-Dumpingexporte im Süden in der Vergangenheit hunderttausende Kleinbauern mitsamt ihren Familien aus der Produktion und in die Armut gedrängt haben, interessiert da so wenig wie dass die künftigen Dumpingexporte eben genau das wieder bewirken werden.
Und es steht zu befürchten, dass selbst Lings skeptisches Fazit auf absehbare Zeit noch optimistisch wirken wird:
Die Interessen der Ärmsten der Armen werden auch in der künftigen Weltwirtschaftsordnung unter den Tisch fallen. Mehr als eine Erweiterung des exklusiven Staatenklubs G8 um wirtschaftlich bedeutende Länder wie China ist nicht in Sicht.
Es ist in Gegenteil eine zunehmende Abkapselung der Industrieländer zu befürchten, wenn sich deren Bewohner und Eliten weiterhin von ihren Ängsten leiten lassen, statt die nötigen Veränderungen (z.B. Regulierung des Kasino-Kapitalismus, konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien) in Angriff zu nehmen. Die bisherigen Reaktionen auf die Finanzkrise verlaufen zudem restaurativ - nach dem bekannten Muster, Verluste zu sozialisieren und Gewinne zu privatisieren. Das lässt Schlimmes befürchten.

Freitag, 17. Oktober 2008

Finanzkrise: Wieder eine verlorene Dekade?

Allmählich werden die Auswirkungen der Finanzkrise rund um den Globus in vielerlei Facetten sichtbar. Dabei wird deutlich, dass die Konsequenzen höchst unterschiedlich ausfallen werden: Über den Daumen gepeilt wird sich dabei wohl herausstellen, dass jene Länder als Gewinner aus der Krise hervorgehen werden, die konservativ gewirtschaftet haben, die heimischen Finanzmärkte halbwegs erfolgreich kontrollieren und auf den internationalen Märkten keine übermäßigen Risiken eingegangen sind. Darüber hinaus sind Einnahmen aus Rohstoffexporten (trotz zunächst wohl noch länger sinkender Preise) eine “sichere Bank”.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Was man mit 700 Milliarden US-Dollar alles machen könnte…

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Financial Times Deutschland in einer Fotoserie. Es handelt es sich um die Summe, die nach Meinung der US-Regierung ausreicht, um die vergifteten Papiere aus der Finanzblase aufzukaufen.

Neben so unsinnigen Vorschlägen wie einer Mondlandung, sieben weiteren Jahren Krieg in Afghanistan und Irak oder gar der Finanzierung aller US-Geheimdienste für 15 Jahre - so teuer sind die ?! - hat die Zeitung auch interessante Alternativen im Angebot:

Dazu zählt die Möglichkeit “22 Millionen Menschen ein Jahr lang den US-Durchschnittslohn zahlen”, was - in abgewandelter Form - die Basis für ein ebenso großes wie nötiges US-Infrastrukturprogramm bilden könnte. Ähnlich hat auch ein wichtiger Teil des New Deal vor etwa 70 Jahren funktioniert: “(…) in heutigen Preisen gerechnet [flossen] 250 Mrd. $ in Infrastrukturmaßnahmen. Damals wurden unter anderem 8000 Parks, 40.000 öffentliche Gebäude und 72.000 Schulen gebaut oder saniert”, heißt es einige Klicks weiter.

Zum Schluss der FTD-Bildserie kommmt der für diesen Blog interessanteste Aspekt: Mit dem Geld könne man “fast zehn Jahre Kampf gegen Hunger und Armut in Afrika führen. Laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sind auf dem Kontinent jährlich 72 Mrd. US-Dollar Entwicklungshilfe erforderlich.”

Genauer wird Duncan Green in seinem englischsprachigen entwicklungspolitischen OXFAM-Blog “From Poverty to Power”: “Wie viel sind 700 Mrd. US-Dollar?”, fragt er. Seine Antworten:
* Die Summe ist doppelt so hoch wie die Schulden der 49 ärmsten Staaten der Welt (375 Mrd. US-Dollar).
* Man könnte fast fünf Jahre lang die Erreichung der Millenium-Entwicklungsziele (150 Mrd. US-Dollar pro Jahr) finanzieren oder
* fast sieben Jahre lang das jetzige Niveau der weltweiten Entwicklungshilfe (104 Mrd. US-Dollar) verdoppeln.
* Man könnte die absolute Armut über zwei Jahre lang einfach abschaffen.