Mittwoch, 13. Juli 2022

Sri Lanka ist richtig, richtig pleite

Die Mainstream-Medien zeigen Bilder aus den Sozialen Medien, wie Menschen in Colombo im Präsidentenpalast herumspazieren, Selfies knipsen und/oder ein Bad im Swimmingpool nehmen. Wenig Berichte gab es dagegen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage der südasiatischen Inselrepublik, die etwa so groß ist wie Bayern.

Dabei hatte der natürlich auch der jetzt zurückgetretene Präsident Gotabaya Rajapaksa schon versucht, eine Restrukturierung der sri-lankischen Auslandsschulden von insgesamt umgerechnet 51 Milliarden US-Dollar zu erreichen - allerdings vergeblich. Von dieser Summe wird knapp die Hälfte bis 2026 fällig. (Das Land hat 22 Millionen Einwohner.)

Zu den Plänen der Regierung in Colombo in Bezug auf die weitere Entwicklung schreibt Nikkei: Die Zentralbank erwarte

a contraction in growth of 4% to 5% this year, with inflation to hit 60% by year-end (...) tough the government targets a smaller contraction of 1% in growth next year.
Da wird es schwierig, Außenstände zu bedienen. Zudem gibt es offensichtlich politischen Druck, der darauf abzielt, China unter Druck zu setzen:
Sri Lanka owes at least $3.5 billion to China and other countries and global investment funds that have also lent tens of billions to Colombo want assurances that any debt relief they provide will be matched by Beijing.
Reuters meldet, dass eine Einigung mit den Gläubigern vielleicht im August erreicht werden könne. Doch danach beginnt der steinige Weg erst. Die in Sri Lanka erscheinende Daily News zitiert den Premierminister Ranil Wickremesinghe, der die Planungen in Colombo so beschreibt:
“Our economy is currently shrinking. We are trying to reverse it. According to Central Bank statistics, our current economic growth rate is between negative four and negative five. According to IMF statistics, it is between negative six and negative seven. This is a serious situation. If we make a determined journey along this road map, we can achieve an economic growth rate of negative one by the end of 2023.
By 2025, our aim is to create a surplus in the budget. Our effort is to raise the economic growth rate to a stable level. Our expectation is to establish a stable economic base by 2026,” he said. Outlining the debt the country has to pay off so far he noted, “Between June and December this year we have to pay $3.4 billion, $ 5.8 billion in 2023, $4.9 billion in 2024, $6.2 billion in 2025, $4.0 billion in 2026 and $4.3 billion in 2027.”
Gleichzeit hat die sri-lankische Rupie in den letzten Monaten durch Inflation und Abwertung bereits jetztetwa 50 Prozent ihres Wertes verloren. Das macht deutlich, wie schwierig die Erwirtschaftung von Überschüssen in ausländischen Währungen noch werden wird. Griechenland und Argentinien sind warnende Beispiele. Eine Erholung wird nur möglich sein, wenn es gelingt, den Tourismus wieder anzukurbeln. Die Zentralbank in Colombo bringt gut aufbereitete Quartalsübersichten über die wirtschaftliche Entwicklung heraus.

Konkrete Hilfe in nennenswertem Umfang leistet derzeit jedoch nur Indien, der große Nachbar im Norden: Delhi hat eine Tranche von 44.000 Tonnen Stockstoffdünger für Sri Lanka freigegeben - aber auch diese Lieferung soll irgendwann einmal bezahlt werden (Business Standard).

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