Dienstag, 5. Oktober 2021

Fundstücke CCCI

China: IPG zeigt auf, dass die Story der Evergrande-Pleite auch als Geschichte erfolgreicher Regulierung der Großkonzerne im Reich der Mitte erzählt werden kann: "Das harte Durchgreifen der chinesischen Regierung gegen Evergrande illustriert ihr verändertes Motto: Wohlstand für alle statt ungebremstes Wachstum", schlussfolgert die IPG. Lesenswert.

Afghanistan, hier journalistische Sorgfaltspflicht: Einfach nur eine Sch...ente der New York Times ist die Meldung, wonach die Taliban Frauen den Zugang zu Universitäten verwehren (FAZ, ND, DLF, Welt u.v.m. haben abgeschrieben). Als Quelle dient ein nicht verifizierter Twitter Account, der angeblich dem Rektor der Uni von Kabul gehört. Die Story hat nur einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Der Mann hat gar kein Twitter-Konto.... Beim Moon of Alabama gibt's die Details.

Westsahara: Das Gerichts der Europäischen Union (EuG) hat die EU verpflichtet, ihr Abkommen mit Marokko nachbessern, weil die »Zustimmung des Volkes der Westsahara«, der Sahrauis, fehlt (ND). (Ähnlich konsequente Urteile wären auch im Falle Israels wegen der besetzten palästinensischen Gebiete angemessen.)

Irak plant, russische S-300 Raketenabwehrsysteme zu kaufen (TASS). Dies ist ein ernstzunehmendes Vorhaben, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass das westasiatische Land nach wie vor von den USA besetzt (2) ist.

Hunger: Der Lebensmittelpreisindex der FAO lag Ende August 2021 etwa ein Drittel höher, als ein Jahr zuvor (hat tip Querschüsse). Ihr/Euer MediaWatch-Redakteur ist sicher, dass es bald wieder Brotpreisrevolten geben wird, so wie schon während der Finanzkrise 2008.
Damals ist es laut wikipesia in folgenden Ländern zu Unruhen gekommen: Ägypten, Bangladesh, Bolivien, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Jemen, Kamerun, Mauritanien, Marokko, Mexiko, Pakistan, Senegal, Sri Lanka, Südafrika und Uzbekistan.

AUKUS: Eine Analyse der Optionen, die der EU noch verbleiben, nachdem jetzt Australien, Großbritannien und die USA einen sicherheitspolitischen Durchmarsch gegen China anstrengen, bietet Herbert Wulf in IPG:

Die dritte Option wäre eine Rückbesinnung auf die EU als Friedensprojekt. [...]
Sinnvoller wäre es, wenn sich die EU aus dem militärisch dominierten geopolitischen Wettkampf mit „hard power“ verabschiedete. [...] Mit einer klar auf friedliche Konfliktaustragung orientierten Politik könnte die EU eine Alternative zu den an den Kalten Krieg erinnernden Aufrüstungsprogrammen sein.

Eine Stimme der Vernunft aus dem Institut für Frieden und Entwicklung der Uni Duisburg/Essen.

Corporate Accountability: Welche Erfahrungen zivilgesellschaftliche Organisationen dabei gemacht haben, große Konzerne wegen Menschenrechtsverletzungen anzuklagen, hat Corporate Justice in einer Studie "Suing Goliath" zusammengetragen. Dazu passt: 

Handel und Investitionen: Welche Voraussetzungen internationale Handels- und Investitionsabkommen erfüllen müssen, um die neuen gesetzlichen Pflichten zur unternehmerischen Sorgfalt in Menschenrechtsfragen ("Lieferkettengesetz") nicht zu untergraben, hat das Business & Human Rights Ressource Centre untersucht.

Klimaüberhitzung: Die Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) geht davon aus, dass der weltweite Ölverbrauch etwa 2035 seinen Höhepunkt erreicht und dann etwa zehn Jahre lang bei rund 46 Millionen Barrel pro Tag verharren wird (TASS).

Extraktion II: Einen selten Einblick in den weltweiten Uranmarkt gewährt die Asia Times. (Spoiler: Die Preise für das strahlende Schwermetall steigen derzeit wieder.)

Kultur in 'Schland: Eine gute - und gut verständliche - Kritik der neuen Ausstellung von Kunstwerken aus Entwicklungsländern im Humboldt-Forum bringt die FR: "Wer den kolonialen Blick noch nicht drauf hatte, hier bekommt er ihn beigebracht." Unbedingt lesen.

Geldwäsche: Die Verwicklungen der Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG (eine Tochter der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)) in die Aktivitäten von Schattenfinazplätzen beleuchtet die ARD. Erfreulich ist übrigens, dass sich zumindest bei der ARD der Ausdruck "Schattenfinanzplätze" mittlerweile gegen die allzu euphemistischen "Steueroasen" durchgesetzt hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen