Donnerstag, 30. Juli 2020

Covid 19-Splitter Juli 2020


"Wo Kuba gegen Corona kämpft", zeigt eine Grafik von welt:sichten.

EU/Migration: Die Mitgliedsstaaten nutzen Covid-19 als Vorwand, um die Seenotrettung auf dem Mittelmeer still und heimlich abzuwürgen. Auch unser aller Horst aus dem Innenressort und sein Parteikollege Andi aus dem Verkehrsministerium machen fleißig mit. Telepolis; unbedingt lesen.

Indien: Premierminister Narendra Modi macht ernst. Jede bedürftige Familie soll (weiterhin) fünf Kilo Reis und ein Kilo Linsen monatlich erhalten - und zwar bis November. Auch WanderarbeiterInnen* sollen unterstützt werden - egal in welchem Bundesstaat sie sich auf ihrer Suche nach Arbeit aufhalten. Das Programm heißt One Nation, One Ration card. M.K. Bhadrakumar schreibt:
In every sense it is an act of atonement for the tragedy of the migrant workers that the nation witnessed in disbelief and shame in the recent past. The scheme holds the historic potential to address the problem of destitution in the country.
Seltenes Lob von dem indischen Analytiker, der auch darauf hinweist, dass Delhi sich nun an die Hausaufgaben setzt, statt sich von "reaktionären Kräften des rechten Flügels" in einen brandgefährlichen Grenzkonflikt mit China treiben zu lassen.
Covid-19 wird sich allerdings noch als echte Dauerbelastung für die Menschen in Indien erweisen. Der Peak der Erkrankungen könnte vielleicht erst im März nächsten Jahres(!) erreicht werden.
*Über chinesische WanderarbeiterInnen kriegt man mit einem Handgriff "was raus". Möchte man dagegen wissen wie viele es in Indien sind, kriegt man die Antwort nur auf Englisch und nicht aus unabhängigen Quellen: Die Times of India beruft sich bei ihrer Angabe von 40 Millionen Wanderarbeiterinnen auf Regierungsstellen.

Soziales: "Darwin auf dem Marktplatz" überschreibt die schweizerische WoZ einen Beitrag, der die Frage umreißt, welche gesellschaftlichen Bedingungen eine erfolgreiche Covid-19 Bekämpfung begünstigen. Darin steht der bemerkenswert klare Satz:
Der entscheidende Faktor bei der Pandemiebekämpfung ist eben nicht die Rhetorik von PräsidentInnen (...), sondern die Existenz (...) kollektiver Infrastrukturen.
Das lässt sich natürlich auch wesentlich drastischer zuspitzen, wie Consortium News zeigt... ;]

Oder anders ausgedrückt:
China hat bei der Eindämmung von Covid-19 keineswegs deshalb so gut abgeschnitten, weil es ein Überwachungsstaat ist. Das Land steht deshalb gut da, weil es starke Institutionen hat, deren MitarbeiterInnen sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen und von ihrer guten Arbeit ziemlich gut leben können. Für die, die dem letzten Link gefolgt sind und es genauer wissen wollen: 176.000 Yuan Jahreslohn für eine Krankenschwester sind umgerechnet 22.000 € - das aber in einem Land, in dem das Bruttonationaleinkommen pro Kopf immer noch nur zwischen einem Viertel (in US-Dollar) und einem Drittel (kaufkraftbereinigt) des deutschen Wertes liegt. Um sich - im Verhältnis - genauso gut zu stehen wie ihre chinesische Kollegin, müsste eine deutsche Krankenschwester also 66.000 €(!) pro Jahr bekommen - oder mehr. Der entsprechende Lohn in 'Schland liegt bei deutlich niedrigeren 39.250 €.

1 Kommentar:

  1. Indien sei mittlerweile von Covid-19 durchseucht, schreibt Gilbert Kolonko in Telepolis und zählt eine ganze Reihe Studien (mit Links) auf, die dies belegen. Wenn das stimmt, dürfte es ähnlich auch für die meisten afrikanischen Länder südlich der Sahara gelten...

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