Montag, 15. Juni 2020

Black-Lives-Matter als Reflexion von Kolonialismus?

In Europa hat die Black Lives Matter eine antikoloniale Stoßrichtung bekommen - zumindest in Großbritannien.

Dass die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston im Hafenbecken von Bristol versenkt wurde, ist um die ganze Welt gegangen. Aber nun müssen die Bobbys auch vor dem Oriel College in Oxford Wache schieben. Denn an dem Gebäude wacht eine Statue von Cecil Rhodes, dem Gründer des De Beers Bergbaukonzerns, nach dem Rhodesien (heute Simbabwe) benannt wurde.


Und das Britische Museum hat mit einem Solidaritätstweet für die Black Lives Matter Bewegung einen Shitstorm ausgelöst. Die Institution wurde ganz zu Recht darauf hingewiesen, dass ihr Tweet verlogen sei, weil sie Abertausende aus der ganzen Welt zusammengeklaute Exponate ausstellt. Dazu gehören etwa die Benin-Bronzen. Die wurden 1897 bei einer Militäraktion erbeutet, bei denen Tausende Afrikaner im heutigen Nigeria umgebracht wurden, wie die chinesische Global Times unter Hinweis auf einen britischen Historiker festhält. Da ist der Vorwurf des chinesischen Staatsmediums nur folgerichtig:
The museum has as many as 23,000 pieces of Chinese treasures, including paintings, prints, jade, bronze, lacquer and ceramics, according to the website of the museum. Chinese history experts said that most of them were looted or stolen from China.

MediaWatch ist allerdings der Meinung, dass es der Black Lives Matter Bewegung (in Europa) kaum darum gehen kann, die Restitutionsdebatte neu anzuschieben oder Statuen - vorübergehend - zu versenken. Bei diesen Themen handelt es sich doch eher um symbolische, akademische und juristische Fragen. Doch auch in Europa sind Polizeigewalt und Rassismus alltäglich - wenn auch meist nicht ganz so eklatant und offensichtlich wie in den USA.

Interessant ist auch, was in Großbritannien scheinbar fehlt: Der Protest von Menschen mit (süd)asiatischem Hintergrund. Spielen die Leben "brauner" Menschen keine Rolle? Werden sie nicht diskriminiert und von der Polizei verfolgt? Und historisch gesehen, haben die Briten die größten Verbrechen in (Süd)Asien begangen - Mike Davis hat sogar den Begriff viktorianischer Holocaust (1), (2), (3) dafür geprägt.

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