Montag, 24. Juni 2019

Fundstücke CCLXXI

Venezuela: Da wird das Fell des Bären verteilt, den man noch nicht erlegt hat. Immerhin, beim ZDF wurde aufgepasst.
Wegen der mutmaßlichen Unterschlagung durch zwei Gesandte des selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaido hat die venezolanische Generalstaatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eröffnet.
Den Kontext verschweigt der Sender allerdings komplett. Wer wissen will, wie der dreiste Coup gelaufen ist, der in Zusammenhang mit ausländischen Hilfslieferungen steht, sollte unbedingt bei Telepolis reinschauen. Es lohnt sich.

China: Streng ins Gericht mit der chinesischen Außenwirtschaftspolitik geht Gilbert Kolonko in Telepolis. Auch die übrigen Einlassungen des Südasienkenners in diesem Beitrag (unter anderem zu Pakistan) sind lesenswert.

Indien: Die USA haben für Delhi eigentlich nur Drohungen und leere Versprechungen im Angebot, belegt M.K. Bhadrakumar in seiner unaufgeregten Weise. Indien erhebt jetzt übrigens Sonderzölle auf eine Reihe US-amerikanischer Produkte, weil die USA Indien aus ihrem seit 1974 bestehenden Allgemeinen Präferenzsystem für Entwicklungsländer rausgeworfen haben.

Russland spart, um wirtschaftlich weniger angreifbar zu sein. Allein im Mai sind die Fremdwährungsreserven Moskaus um umgerechnet 4,27 Mrd. US-Dollar auf nun 405 Mrd. gestiegen (Querschüsse). Das wirkt nicht gerade so, als seien die westlichen Sanktionen existenzbedrohend für das Land.
Wirtschaftliche und soziale Probleme gibt es jedoch weiterhin zuhauf, wie eine lesenswerte Darstellung der jüngsten Bürgersprechstunde des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei Telepolis zeigt.

Palästina: Die Weigerung der USA, das Hilfswerk der UN für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) weiterhin zu unterstützen, zeitigt heftige Konsequenzen. Ende Juni 2019 werden 60 Millionen US-Dollar fehlen und die Nahrungsmittelhilfen für über eine Million Palästinenser sind gefährdet, berichtet die Nachrichtenagentur Inter Press Service (hat tip Consortium News).
Matthias Schmale, ein leider weithin unbekannter deutscher Diplomat, gehört zu denen, die gezwungen sind, diesen Mangel zu verwalten. Er ist der UNWRA-Direktor in Gaza-Stadt und für die 1,3 Millionen Menschen zuständig, die im größten Gefängnis der Welt leben. Tilo Jung von Jung&Naiv hat ihn letztes Jahr interviewt.
Der Middle East Monitor setzt sich kritisch mit den widersprüchlichen Reaktionen der Palästinensischen Regierung auf die verminderte Finanzierung auseinander.

Sudan: Wie dieser lesenswerte Kommentar in der pakistanischen DAWN deutlich macht, ist die Unzufriedenheit mit dem "Krisenmanagement" der arabischen Herrscherfamilien in dem Nilland groß. Auch die Tatsache, dass die Golfmonarchien wichtige Geldgeber (nicht nur) Pakistans ist, ändert daran nichts.

Afrika: Dass das Mittelalter auf dem "dunklen Kontinent" keineswegs so dunkel war, zeichnet die New York Review of Books mittels einiger Buchvorstellungen nach.

Vereinte Nationen: Der Chinese Qu Dongyu wird künftig die Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) leiten. Er setzte sich mit deutlicher Mehrheit gegen eine von der EU favorisierte Französin durch. Qu ist Biologe und Genetiker. In jüngster Zeit verstärkt Peking seine Bemühungen, mehr Chinesen an den Spitzen von internationalen und UN-Organisationen zu positionieren.
Chinese nationals also run the International Civil Aviation Organisation, the UN Industrial Development Organisation and the International Telecommunication Union, as well as leading the UN Department for Economic and Social Affairs
zählt die South China Morning Post auf

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