Sonntag, 10. Februar 2019

... kommt de facto einer Zensur gleich

Kürzlich hat Ihr/Euer ergebenster MediaWatch-Redakteur einem sehr erhellenden und - angesichts des recht speziellen Themas erfreulich gut besuchten - Vortrag von Shir Hever zum Thema "Israels rechte Freunde in Europa und den USA" gelauscht. (Auch MediaWatch ist schon einmal kurz auf dieses Phänomen eingegangen.)

Der Vortrag in Bonn hatte zunächst allerdings zwei Mal verschoben und der Veranstaltungsort zwei Mal verlegt werden müssen, weil es erheblichen Druck auf die BetreiberInnen der zunächst avisierten Veranstaltungsorte gegeben hatte. Derartigem Druck gab auch die Stadt Bonn nach und entfernte einen Veranstaltungshinweis aus einem von der Stadt gehosteten Kalender, der jedoch von allen interessierten VeranstalterInnen selbst gepflegt wird....

Das alles sind ziemlich unerhörte Vorgänge. Denn obschon Shir Hever die Boykottkampagne zur Beendigung der israelischen Besatzung (BDS) gutheißt, tanzt der israelischstämmige Ökonom natürlich keineswegs nach irgendeiner antisemitischen Pfeife.

Im Gegenteil: Hever weiß sehr genau, warum er sich so entschieden hat, denn er forscht seit vielen  Jahren über die israelische Wirtschaft. 2010 schrieb er sein wegweisendes Buch: "The Political Economy of Israels Occupation". Seinen Doktortitel erwarb er an der Freien Universität Berlin. 2017 hat er dann - basierend auf seiner Doktorarbeit - ein Werk über "The Privatisation of Israeli Security" nachgeliefert. Auch bei Youtube findet sich ein äußerst interessanter Vortrag von ihm über "Die israelische Militär- und Rüstungsindustrie" - in deutscher Sprache(!).

Sein Bonner Vortrag wurde übrigens unter anderem von "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V." (deren Mitglied Hever ist) und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft e.V. unterstützt.

Nun ist es natürlich auch zu MediaWatch durchgedrungen, dass sämtliche israelkritischen Veranstaltungen in Deutschland (und nicht nur hier) immer häufiger nur nach mühseliger Überwindung von - fast immer diffamierenden und herabwürdigenden - Behinderungen durchgeführt werden können. Das ist de jure zwar keine Zensur, kommt einer solchen de facto allerdings leider nur allzu oft gleich.

Die Betroffenen haben in jedem einzelnen Fall um ihr Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung ringen müssen, und das haben sie auch getan. Und sie haben die bekannt gewordenen Fälle dokumentiert und zu einer erschreckend langen Liste zusammengestellt.

MediaWatch macht hiermit gerne und nach Absprache mit dem Urheber Christoph Rinneberg eine aktuelle Version der Öffentlichkeit vollständig zugänglich. Rinneberg erstellt jeden Monat eine aktualiserte Fassung dieser Dokumentation und gibt sie InteressentInnen auf Anfrage gerne weiter.

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