Dienstag, 2. Mai 2017

Drei Wirtschaftsnachrichten

Entwicklungsfinanzierung: Makronom warnt davor, die "Bilanzoptimierung der multilateralen Entwicklungsbanken voranzutreiben, um deren Kreditpotential zu steigern". Diese Politik der G20 Finanzminister werde dazu führen, dass die Finanzierung sozialer Infrastruktur in den ärmsten Ländern der Welt schwieriger wird.

Denn Gesundheit, Kultur und Fürsorge sind ohnehin nur selten bankfähig. Und wegen des höheren Ausfallrisikos bei entsprechenden Krediten sei die Eigenkapitalquote in den konzessionären Zweigen der Entwicklungsbanken höher und von den Mitgliedsländern werde regelmäßig frisches Geld nachgeschossen. Wenn nun konzessionäre und nichtkonzessionäre Bereiche zusammengelegt würden, könnten zwar mehr Kredite vergeben werden - aber um den Preis, dass fast nur noch gewinnversprechende Projekte finanziert werden können. Da der Hebel größer wird, muss das Ausfallrisiko begrenzt werden. "Die G20 muss daran erinnert werden, dass es zu früh ist, voreilige Siege im Kampf gegen die extreme Armut zu verkünden", schreibt Makronom. Der Text ist Pflichtlektüre für Fachleute.

Lobbyismus: Nicht nur Brüssel und der Sitz der Vereinten Nationen in New York sind Ziel von  Lobbyisten. Auch die G20 wird beständig von Ihnen massiert, hat das Global Policy Forum in einer Studie festgestellt:
Interessenvertreter der Wirtschaft haben in den vergangenen Jahren ein Geflecht von Einflusskanälen rund um die G20 geschaffen. Sie wenden sich gegen eine „Überregulierung“ der Finanzindustrie, fordern die Stärkung von Investorenrechten und plädieren für den flächendeckenden Ausbau öffentlich-privater Partnerschaften (PPPs).
Industriealisierung: Chris Blattman hat wieder einen seiner interessanten Feldversuche abgeschlossen - diesmal in Äthiopien (Kurzfassung, komplette Studie als PDF). Zufällg ausgewählten 947 Arbeitern wurden Jobs in der Industrie (Textil, Schuhe, Wasserabfüllung, Blumen) angeboten. Das Ergebnis war absolut niederschmetternd:
The group offered an industrial job did not have higher weekly earnings than the comparison group; their wages were also lower and hours longer than those who found informal employment.
Außerdem waren die Tätigkeiten fast immer ungesund und oft gefährlich. Die logische Folge:
Most quit the industrial jobs; within the first month nearly a third and within the year 77 percent left their positions. Those that quit generally did not take up other industrial jobs but tended to leave the industrial sector entirely. By the end of the year, only 32 percent worked in any industrial job. Moreover, many quit without having alternative employment. 
Etwas besser schnitt eine dritte Vergleichsgruppe ab, denen die Chance zur Selbstbeschäftigung gegeben wurde:
Offers of business training and cash grants resulted in better economic outcomes for employment seekers. Weekly earnings exceed that of the comparison group by US$1 (US$3.40 PPP), a one third increase in earnings driven mostly by business income.
Angesichts dieser Ergebisse wird klar: Das äthiopische Wirtschaftswunder ist keines - zumindest nicht für die Beschäftigten.
Between 2000 and 2008 national income and industrial output both grew by about ten percent per year, and the number of medium and large manufacturers doubled. Foreign investment has been concentrated in labor-intensive manufacturing, with three quarters accounted for by garments and textiles and leather and footwear, followed by commercial agriculture. With the entry of more private industrial firms, urban unemployment has dropped. Despite this growth, 78 percent of the population lives on less than US$2 per day in purchasing power parity terms (PPP), with 85 percent of the workforce employed in agriculture.

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