Indiens Großmacht-Irrtümer

Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier freut sich, dass Nepal eine neue Verfassung hat. Die Bundesrepublik hat das Land dabei beraten. Doch nicht alle Menschen und Regionen sind zufrieden damit. Vor allem die ethnisch zu Indien gehörige Madhesi-Minderheit fordert einen geänderten Zuschnitt der Bundesstaaten, der ihnen mehr Repräsentanz einräumen würde. Al Jazeera meldet Tote bei Demonstrationen.

Nepal ist in dem schwierigen Übergang zu einem föderalen Staat begriffen. Zu allem Überfluss ist man in Indien offensichtlich entschlossen, diese Phase für sich zu nutzen und die Madhesis dafür vor den Karren zu spannen. Delhi hat die Grenzübergänge zum Nachbarstaat dicht gemacht, und nun werden Medikamente und Sprit knapp. Die Asia Times warnt, dass Indien dabei ist, dieselben Fehler zu machen in den 1980er Jahren während seiner Intervention in Sri Lanka (wikipedia engl.):

The Madhesi community figures today in the Indian policy calculus, much like the Sri Lankan Tamil used to be. The current discord between New Delhi and Kathmandu essentially boils down to India’s demand that the Madhesis who form roughly one-third of Nepal’s population (thanks to large scale migration from the Indian hinterland) must have full citizenship rights and proportional representation in the government and security forces and this ought to be enshrined in the constitution.

Doch dabei geht es nicht um Demokratie:

If a Madhesi bloc in Nepal’s body polity would eventually come to dominate the national politics, India could hope to control a powerful voice in Kathmandu, thanks to the disunity and fragmentation of the rest of the population.
It’s the China factor, stupid! Beijing’s robust diplomacy toward Nepal in the recent years through the effective use of economic leverage as well as by extensively networking with the country’s political class has outmatched Indian diplomacy in Kathmandu.

Wie immer können auch hier nur Verhandlungen helfen und den Ausbruch weiterer Gewalt verhindern. Mit Druck wird Delhi die Nepalis nur weiter in die offenen Arme Pekings treiben.