Freitag, 10. April 2015

Klüger als Washington

Niemand wird den Krieg im Jemen gewinnen können (International Crisis Group/Al Jazeera). Stattdessen könnte die Instabilität durchaus nach Saudi-Arabien hineinwirken (hat tip Angry Arab, MediaWatch) und aus dem immer schon fragilen Jemen ein weiteres zerstörtes Staatsgebilde hervorgehen.

Aber der Konflikt wirkt weit über die Arabische Halbinsel hinaus - und damit ist nicht das geheimdienstliche und logistische Engagement der US-Amerikaner in diesem Krieg gemeint. Saudi-Arabien versucht nämlich Pakistan in den Krieg hineinzuziehen (DAWN, vgl. auch NZZ und  Angry Arab). Die pakistanische DAWN zweifelt bereits, ob Pakistan noch die Wahl hat, sich gegen eine Teilnahme an der Intervention im Jemen zu entscheiden und verweist auf den erheblichen Einfluss der Saudis in dem südasiatischen Land:
Compared to Saudis, the US and China enjoy less privilege in Pakistan (...)
Saudis provided not only economic assistance to Pakistan at many critical occasions (...)
They also strengthened their ties with Pakistan’s military, political establishments and religious elites to an extent where they have become movers and shakers in Pakistan’s internal affairs. (...)
Es gibt sogar Quellen, die davon sprechen, dass Riad von einer - mehr oder weniger direkten - Zugriffsmöglichkeit auf die pakistanischen Atomwaffen ausgeht:
Saudi Arabia has invested in Pakistani nuclear weapons projects, and believes it could obtain atomic bombs at will, a variety of sources have told BBC Newsnight.
Wohl nicht zuletzt deshalb sind die Aktivitäten der Wahabiten gleichzeitig gegen die 10 bis 20-prozentige schiitische Minderheit in Pakistan ausgerichtet. Noch einmal DAWN:
The Saudis did not hide their feelings towards ‘Shia and Iran-friendly’ government of the PPP [Pakistan Peoples Party] and refused to supply oil on deferred payments. The cut in oil supplies had worsened the economic crisis in Pakistan during the PPP government.
Dabei hat das südasiatische Land schon genug unter religiös begründeter Gewaltausübung zu leiden, die sich seit dem 11. September 2001 zunehmend gegen Schiiten richtet. Aber die Saudis lassen nicht locker: Offensichtlich versucht Riad mit der Bitte um militärische Unterstützung im Jemen, die pakistanische Armee zu spalten und sorgt überhaupt für Unruhe, denn sunnitische Extremisten ("Al Quaida") sehen sich durch diese Entwicklung gestärkt. (Übrigens: Auch im Jemen selbst vertritt "Al Quaida" einen religiösen Ausschließlichkeitsanspruch der dem der Wahabiten um nichts nachsteht.)

Das pakistanische Parlament debattiert die saudische Anforderung seit Tagen, und es ist kein Wunder, dass die Bedenken überwiegen (2). Auch die pakistanische Mainstream-Presse sieht die Anfrage sehr kritisch. Damit zeigt sich Islamabad - trotz der Abhängigkeiten vom arabischen Partner - bisher klüger als Washington....

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