Dienstag, 10. März 2015

Wird der starke Dollar zum Problem für Afrika?

Die niedrigen Zinsen in den Entwicklungsgeldern machen Staatsanleihen afrikanischer Länder für Investoren attraktiv. Doch der wiedererstarkte Dollar erinnert an die Probleme, die eine hohe Auslandsverschuldung und eine exportbasierte Entwicklungsstrategie nach sich ziehen: Ghana muss zum vierten Mal in 30 Jahren ein Programm des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen.
Den von Ebola betroffenen Ländern wurden zwar Schulden erlassen, dennoch steigt ihre Verschuldung insgesamt an.


Sollte der Wert des US-Dollar weiter steigen, könnte es einigen afrikanischen Ländern künftig deutlich schwerer fallen, ihre in US-Dollar ausgegebenen Staatsanleihen zu bedienen. Darauf weist das britische Overseas Development Institute (ODI) in einer Studie hin. Judith Tyson, die Autorin der Untersuchung, fühlt sich an die Finanzkrise Asiens in den 1990er Jahren erinnert: Die hohen Zinsen, die afrikanische Staaten für ihre Anleihen zu zahlen bereit sind, seien in Zeiten negativer Realzinsen in vielen Industrieländer ein gefundenes Fressen für die Investoren. Deshalb werde nicht viel nach finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit im subsaharischen Afrika gefragt, sondern unbesehen gekauft.

Bis 2006 war Südafrika das einzige afrikanische Land südlich der Sahara, das Staatsanleihen in Fremdwährungen ausgegeben hatte. Doch zwischen 2006 und 2014 haben mindesten 14 weitere Länder Staatsanleihen im Wert über 18 Mrd. US-Dollar aufgelegt; allein 2014 für über 6 Mrd. US-Dollar. Allerdings konnte die Region 2103 ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 4,2 und 2014 von 4,5 Prozent verbuchen, und insgesamt machen diese Kredite nur rund ein Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Ohnehin fallen die Einnahmen für viele Exporte in Devisen an.

"Dennoch mahnen wir zur Vorsicht", betonte Tyson. Die Rohstoffpreise hätten in den letzten Monaten deutlich nachgegeben - vor allem bei Erdöl - und die weltwirtschaftlichen Aussichten seien nicht sehr günstig. "Wir würden uns wünschen, dass die Investoren genau hingucken und sich von den hohen Zinsen und Wachstumsraten nicht blenden lassen", sagte sie. Fachleute zum Beispiel vom Africa Research Institute halten es dagegen für verfrüht, Alarm zu schlagen. Sie machen vor allem auf die strukturellen Schwächen der afrikanischen Anleihemärkte aufmerksam: Anleihen die in US-Dollar ausgegeben werden, seien - auch nach Abzug von Wechselkursrisiken und Inflation - deutlich beliebter und damit preiswerter als Papiere, die in lokalen Währungen zurückgezahlt werden können. Die lokalen Kapitalmärkte müssten weiter entwickelt werden damit die Nachfrage auch für letztere steige.

An schwierigsten ist die Lage derzeit in Ghana. Das westafrikanische Land hat Ende 2014 ein Programm des IWF in Anspruch nehmen müssen und die Verschuldung beträgt derzeit etwa 65 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Noch bekommt das Land Geld an den internationalen Märkten, aber Ghana muss derzeit 5,5 Prozent mehr Zinsen zahlen als die USA. Sollte die US-amerikanische Notenbank sich entschließen, die Zinsen wieder anzuheben, könnte es für Accra bald schwierig werden, frisches Geld zu bekommen. Weitere Länder, die die Entwicklung ihrer Auslandsschulden nach Meinung von Judith Tyson genau im Blick behalten müssen sind die Elfenbeinküste Gabun, Kenia, Mozambik, Sambia, Senegal und die Seychellen. In Ghana findet bereits eine rege Diskussion zu dem Thema statt, wenn auch leider unter den gleichen neoliberalen Vorzeichen wie hierzulande: So hat Institute of Economic Affairs (IEA) eine gesetzliche Schuldenobergrenze ("Schuldenbremse") für Ghana gefordert.

Schulden der Ebola-Länder steigen
Die UN-Kommission für Afrika (UNECA) hat zu einem weiteren Schuldenerlass für die von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder gefordert: Sowohl Guinea, als auch Liberia und Sierra Leone verzeichnen Armutsraten von über 50 Prozent. "Ein Schuldenerlass", betonte auch Eric Compte, der Direktor der Jubilee Kampagne in den USA verschafft den betroffenen Ländern dringend benötigten Spielraum." Statt Kredite abzuzahlen, könnten sie das Geld in ihre Gesundheitssysteme investieren. Der IWF hat den drei Ländern zusammen genommen bereits 100 Millionen US-Dollar erlassen und 160 Mio. US-Dollar zinsfreier Darlehen angeboten. Doch Compte warnt: "Die Verschuldung der drei Länder wird in den nächsten drei Jahren voraussichtlich von 410 auf 620 Mio. US-Dollar steigen, wenn nicht mehr Kredite gestrichen werden oder das Geld als Zuschüsse vergeben wird". Die Weltbank schätzt, dass die Wirtschaftsleistung von Guinea, Sierra Leone und Liberia durch die Seuche um etwa 1,6 Mrd. US-Dollar eingebrochen ist. Bisher sind etwa 9.600 Menschen an der Ebola-Seuche gestorben.

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