Montag, 8. September 2014

Ebola: Der Kampf wird dauern

Die Netzfrauen leisten fast immer gute Arbeit und sind eine wichtige kritische Stimme. Doch mit ihrem Blogbeitrag zu Ebola sind sie über das Ziel hinausgeschossen. Zu Recht weisen sie zwar darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag, den 2.9.2014 noch keine tausend Ebola Todesfälle registriert hatte. Doch dann kommt ein faustdicker Denkfehler:
Dies sind natürlich 788 Todesfälle zu viel, aber trotzdem sollten wir sie mit den 1,2 Millionen Todesfällen, die jährlich durch Malaria verursacht werden, vergleichen oder aber mit den 2.000 Todesfällen die jährlich in Frankreich durch die saisonbedingte Grippe auftreten.
Der Irrtum liegt darin, zu glauben "Afrika sei ein Land", wie haba na haba es treffend formuliert. Hat tip Chris Blattman. Rechnet man die Todesfälle in Liberia auf die lokalen Todesraten um, ergibt sich ein ganz anderes Bild wie die bei haba na haba ausgeliehene Grafik links zeigt. In dem betreffenden Blogeintrag wird zudem darauf aufmerksam gemacht, dass die offiziellen Zahlen wahrscheinlich zu niedrig ausfallen. Vor allem aber wird daran erinnert, dass die Auswirkungen der Seuche auf Wirtschaft und Landwirtschaft, sehr viel weitreichender sind, als die Sterberaten das vermuten lassen.

Umstritten ist derzeit auch die Gefährdung, die von dem Virus ausgeht. Obwohl der Virus wohl nur relativ selten auf den Menschen überspringt, ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus immerhin durch Kontaktinfektion möglich. Ansteckung durch Atemluft konnte laut wikipedia bisher nicht nachgewesen werden. Von einer Übertragung durch verschmutztes Wasser - was die Eindämmung von Cholera-Ausbrüchen so schwer macht - ist nichts bekannt. Eine Übertragung auf sexuellem Weg ist jedoch möglich.
Wenn alle diese Annahmen stimmen, haben die Netzfrauen in einem rein technischen Sinne Recht:
Bilder von Pflegepersonal in voller Ausrüstung, mit Schutzmasken und Schutzanzügen, wenn sie sich den Patienten nähern, sind verdächtig, vermutlich sinnlos und scheinen einem schlechten Science-Fiction Film entnommen zu sein. Das Ebola-Virus ist nämlich gar nicht so leicht zu übertragen. (...)
Vergessen wird dabei jedoch der Hintergrund vor dem sich das Geschehen abspielt. Mittlerweile sind über 2000 Menschen an der Seuche gestorben und die Vereinten Nationen rechnen derzeit damit, dass die Epidemie bis Mai 2015 eingedämmt werden kann.

Welche Gründe zu der besonders weiten Ausbreitung des Virus in Westafrika geführt haben und welche Konsequenzen dies hat, hat Ihr/Euer ergebenster MediaWatch-Redakteur für das Neue Deutschland aufgeschrieben.

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