Mittwoch, 30. Juli 2014

Fundstücke CXCI

Ernesto Cardenal wird im Grab rotieren: Mit chinesischer Hilfe soll mitten durch Nicaragua - ein über 250 km langer Riesen-Kanal für Riesen-Überseedampfer gegraben werden, der Panama Konkurrenz machen soll (G-News dt.). Er wird auch durch den Nicaragua-See gehen, das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas.

Geschafft! Die UNESCO erklärt Bolivien für vollständig alphabetisiert (amerka 21).

Die EU nimmt die Entwicklungszusammenarbeit mit Guinea-Bissau wieder auf (PDF, engl.). Die EU und Kamerun setzen ein sogenanntes Wirtschafts-Partnerschaftsabkommen in Kraft (Interim-EPA).

In Ägypten macht der zum Präsidenten "gewählte" General Abdel-Fattah Al-Sisi Ernst: Die Subventionen für Erdgas werden abgeschafft und auch die für Brot um 13 Prozent gesenkt (Middle East Monitor). Al Ahram berichtet, dass die Energiesubventionen bald gänzlich der Vergangenheit angehören sollen. Dafür wird es zeitweilig erhöhte Einkommenssteuersätze für Reiche geben und höhere Steuern auf Zigaretten und Alkohol. Auch eine - umstrittene - Gebietsreform findet in dem Nilland mit 91 Mio. Einwohnern statt, wobei drei neue Gouvernements geschaffen werden.

Seit dem Beginn der Bodenoffensive Pakistans in der Provinz Nord-Waziristan Ende Juni (G-News dt.) ist das Thema in Deutschland weitgehend in der Versenkung verschwunden. Lediglich die FAZ hat ein paar AFP-Bilder mit einem deutschen Kommentar versehen und ins Netz gestellt. Eine Million Menschen sind bereits vor den Kämpfen geflohen (Dispatch News Desk). MediaWatch ist der Überzeugung, dass der ganze Feldzug eine überhastete und unangemessene Reaktion auf den Angriff auf den Flughafen von Peshawar am 8. Juni darstellt.

Miserable Überschrift, guter Beitrag: In Telepolis wird das Afrikabild der deutschen Mainstream-Medien anhand eines Fotos aus dem Südsudan fachkundig seziert.

Lesenswert: Heiner Flassbeck und Friederike Spieker loben das Bretton-Woods-System, das dieser Tage 70 Jahre alt geworden ist: feste (aber anpassungsfähige) Wechselkurse, kaum Ungleichgewichte im internationalen Handel, streng reglementierte Finanzmärkte, "vielfältige" Kapitalverkehrskontrollen und:
Bretton Woods stand ganz besonders für den festen Willen der Wirtschaftspolitik, einschließlich der Geldpolitik, jederzeit für Vollbeschäftigung zu sorgen.(...) Bretton Woods stand für die systematische Beteiligung aller Menschen am Produktivitätsfortschritt über die Lohnpolitik und zusätzlich für die Bereitschaft des Staates, in die Primärverteilung (vor allem mit einer scharfen Progression bei der Einkommensteuer) einzugreifen, um mehr Gleichheit (darunter auch mehr Chancengleichheit) und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu ermöglichen.
Eine aktualisierte Neuauflage von "Agropoly" haben die Erklärung von Bern, Misereor und das Forum Umwelt und Entwicklung vorgelegt.

Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mittlerweile - zumindest im Zusammenhang mit der Bekämpfung von HIV/Aids die "Entkriminalisierung" des Drogengebrauchs. Darauf macht der Economist aufmerksam.

Wie die massenhafte Überwachung sämtlicher BürgerInnen (NSA) den Journalismus, die Rechtsordnung und die (us-amerikanische) Demokratie gefährdet, hat Human Rights Watch untersucht. Hat tip SPON wo diesmal sogar ein direkter Link zu finden war.

Über die wirtschaftliche Bedeutung der 'eisernen Seidenstraße' berichtet Xinhua. Die über 10.000 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen dem zentralchinesischen Zhengzhou und Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen ist wesentlich schneller als Schiffsverbindungen und viel preiswerter als Luftfracht. Auch Telepolis hat gute Infos zum diesem Thema.

Wronging Rights zeigt in zwei Fotos, wie Menschenrechtsfragen für politische Zwecke instrumentalisiert werden.

Deutschland: Schlüssig schildern die Nachdenkseiten die rot-schwarze Strategie bei der Einführung der neuen Waffengattung Drohnen: "Rüstungspolitik halbautomatisch".

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, dass Flüchtlinge, die abgeschoben werden sollen, nicht einfach in Gefängnisse weggesperrt werden dürfen, stehen die Bundesländer jetzt auf dem Schlauch. Der Freitag meint, nun müssten die Länder reagieren. Das meint PRO ASYL auch, warnt darüber hinaus aber davor, dass schon ein Gesetz in Vorbereitung sei, die Betroffenen in gesonderte Knäste einzuschließen.

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