Mittwoch, 13. Februar 2013

Der Einfluss von Eliten

Ein spannendes Interview zu der Frage ob (und wenn ja, warum) deutsche Spitzenjournalisten so erstaunlich konformistisch schreiben, findet sich bei telepolis: "Journalismusforschung: 'Ganz auf Linie mit den Eliten'". "Am auffälligsten" sei gewesen, dass Außenpolitik-Ressortleiter Stefan Kornelius (SZ) und Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Chefkorrespondent Michael Stürmer (Welt) und Mitherausgeber Josef Joffe (ZEIT) "stark in US- und Nato-affinen Strukturen eingebunden" seien. Diese Ergebnisse sind für den MediaWatchBlog bedeutsam:
Die Journalisten lagen ganz auf Linie mit den Eliten und benutzten sogar klassische Propagandatechniken. (...) Alle vier Journalisten haben an der Münchner Sicherheitskonferenz teilgenommen, und alle vier haben die Gegner der Konferenz, die Demonstranten und die Organisatoren der Münchner Friedenskonferenz, in ihren Artikeln entweder verschwiegen, marginalisiert oder delegitimiert. Und alle vier argumentierten bei den Themen Sicherheit, Verteidigung und Auslandseinsätze der Bundeswehr ähnlich.
Was das heißt? Die Antwort wird mit erfreulicher Klarheit formuliert:
Der klassische Sicherheitsbegriff aus der Zeit des Kalten Krieges meint: Wir verteidigen unser Territorium, wenn es angegriffen wird. Seit Anfang der 1990er Jahre verwenden euro-atlantische Eliten aber einen "erweiterten Sicherheitsbegriff", der alle möglichen Gefahren einschließt: Terrorismus, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, Piraterie, Drogen, organisierte Kriminalität, Flüchtlingsströme und Klimawandel. Wir verteidigen nicht mehr nur unser Territorium, sondern auch unseren Wohlstand, die Versorgung mit Rohstoffen und Energie und unsere kommunikationstechnische Infrastruktur. In die Öffentlichkeit gebracht hat das erstmals der nun verstorbene Peter Struck mit seinem Satz : "Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt". Diese Lesart von Sicherheit teilen die deutschen Politiker und auch die Wirtschaftschefs, die Bevölkerung hat damit aber mehrheitlich ein Problem. 
Chapeau. MediaWatch empfiehlt seinen geehrten LeserInnen diese Sätze bei der Beurteilung künftiger Nachrichten immer im Hinterkopf zu behalten. Das Interview wurde mit Uwe Krüger geführt, der zu dem Thema auch ein Buch ("Meinungsmacht") verfasst hat.

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