Mittwoch, 8. Februar 2012

Als wär's ein Stück von Shakespeare

wird in Foreign Affairs über einen Angriff auf den Iran diskutiert: To strike or not to strike. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf die Stimmen zu werfen, die gegen einen Einsatz sprechen. Immerhin geht einer der Autoren davon aus, dass die derzeitige Sanktionspolitik einen nuklear bewaffneten Iran verhindern wird. In einem zweiten Beitrag wird dafür geworben, eine Politik der 'Eindämmung' der daraus resultierenden strategischen Konsequenzen zu betreiben (containment):
(...) the U.S. military might remains the most powerful in the world, and it can successfully minimize consequences of an Iranian bomb, should one come to pass, by containing Tehran's ambitions, dissuading regional proliferation, and providing security assurances to its allies.
Es ist nur schwer möglich, dieses Thema anzugehen ohne eine Konfrontation zu denken. Dabei hat das atomare Gleichgewicht des Schreckens die USA und die Sowjetunion 40 Jahre lang davon abgehalten, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Und mittlerweile ist man versucht, ähnliches auch für Indien und Pakistan zu behaupten - auch wenn beide Länder offiziell erst seit 1998 über entsprechende Waffen verfügen.

Fazit: Ginge es nur um Frieden, wäre eine iranische Bombe kein allzu großes Problem. Denn auch "der Irre von Teheran" wird sich nach menschlichem Ermessen hüten, einen atomaren Holocaust zu entfesseln.*

Dass sich eine iranische Bombe andererseits als durchaus beherrschbar erweisen könnte, zeigt auch das Drama um die angeblichen Atomtests Nordkoreas. Die interessieren heute nämlich niemanden mehr. Dabei galt Staatschef Kim Jong Il einmal als echte Bedrohung: "Der Irre mit der Bombe".

Allerdings bleibt festzuhalten, dass im Falle einer iranischen Bombe ein atomares Wettrüsten in der Region (Türkei, Ägypten, Saudi Arabien) vielleicht eine größere Gefahr bilden könnte, als der direkte Einsatz solcher Waffen durch den Iran.

Wer Alternativen zu einem Krieg gegen den Iran denken und diskutieren will, findet derzeit nur schwer Gehör. Und doch es gibt noch mehr Stimmen wie die aus Foreign Affairs. Bei Foreign Policy in Focus etwa findet sich ein ein solcher Beitrag "An Alternative to War With Iran". Darin heißt es unter anderem:
That leaves only two options: war, or Western impotence in the face of Iran’s implacable determination to pursue a nuclear option. Either option is bad, but the first is far worse than the second.
Als bessere Lösung wird auch hier die Eindämmung der iranischen Rüstungsbestrebungen diskutiert. Auf eine solche Möglichkeit weist auch Wolfgang Ischinger, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz in einem viel zitierten Interview mit der Welt hin (G-News dt.). Wörtlich heißt es da:
Ich plädiere dafür, dass wir eine abgewogene Politik der Einhegung entwickeln. Wenn es möglich war, die große Sowjetunion erfolgreich abzuschrecken, dann wird das vermutlich auch gegenüber dem Iran möglich sein - natürlich nur, wenn eine nukleare Aufrüstung nicht mit anderen Mitteln gestoppt werden kann.
* Dass Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad einmal behauptet haben soll, Israel müsse von der Landkarte radiert werden, ist seinerzeit schon als falsche - "zumindest [als] grob irreführende" - Übersetzung entlarvt worden (AG Friedensforschung).

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