Montag, 29. November 2010

Diplomatic Wikileaks

Hier einige Hinweise auf Artikel über das neueste wiki-leak, die Abseits des deutschsprachigen Mainstreams liegen und zusätzliche Erkenntnisse bieten:
Nützlich ist die Datenpräsentation des Guardian in Form einer Weltkarte. Da kann man die bisher erschienenen Guardian-Beiträge zu dem Thema nach Ländern geordnet abrufen.
Es werden sicher noch einige Updates von dieser Story kommen, denn jetzt sind nur wenige der 250.000 Papiere veröffentlicht. Später könnten auch noch die indisch-us-amerikanischen Beziehungen einer Belastungsprobe ausgesetz werden.

Abschließend scheint noch folgender Hinweis zur Einschätzung der Vorgänge nötig: Die politischen Aspekte des aktuellen wikileaks sind z.T. recht spannend. Aber die Einschätzungen über PolitikerInnen (Angela "Teflon" Merkel, Schäuble "neurotisch") werden von den Medien deutlich überbewertet. Je nun; PolitikerInnen sind auch nur Profis. Da geht es auf jedem Landesparteitag jeder der im Bundestag vertretenen Parteien rauer zu.

14 Kommentare:

  1. Ziemlich spannend ist die wikileaks-Berichterstattung in der pakistanischen Dawn. Hier - wie in vielen westlichen Zeitungen auch - wird längst nicht immer deutlich herausgestrichen, dass es sich nicht um Fakten handelt, sondern um Erkenntnisse einer (us-amerikanischen) Behörde. Die Möglichkeit, dass jemand möglicherweise Informationen an die Amerikaner weitergegeben hat, um diese zu manipulieren wird - zumindest von Dawn - scheinbar nicht einmal in Betracht gezogen.

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  2. Wikileaks entlarvt aber auch außenpolitische Unbedarftheit (oder den Spin?) unserer heimischen Kommentatoren. So meint etwa der Tagesspiegel Ahmadinedschads panarabische Rhetorik mit dem Hinweis auf die geleakten Kriegssehnsüchte der Nachbarländer des Iran ad absurdum führen zu können. Dabei war doch immer die arabische Öffentlichkeit Ziel dieser Rhetorik. Diese sollte davon überzeugt werden, dass ihre Regierungen amerika-hörig sind und ihnen die palästinensische Frage völlig schnurz ist. Die geleakten Informationen bestätigen diese Rhetorik nun und werden in der arabischen Welt mehrheitlich sicher keineswegs goutiert werden.

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  3. wikileaks.org wird blockiert. Eine Liste der wikileaks-Mirrors findet sich unter wikileaks.info. Am einfachsten ist derzeit wikileaks.ch zu erreichen.

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  4. wikileaks liefert den Beweis, dass der Südsudan mit politischer Unterstützung der USA aufgerüstet wird (Spiegel Online). Auch die neue Regierung unter Obama konnte eine größere Waffenlieferung scheinbar nicht mehr stoppen.

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  5. Shell weiß in Nigeria über alles Bescheid - davon gehen zumindest die Amerikaner aus. Und tatsächlich erfährt Shell es offensichtlich, wenn nigerianische Behörden etwa chinesische oder russische Angebote ablehnen und reicht die Infos durch. Hier ein Link zu Next, weil dort auch Kommentare von NigerianerInnen zu lesen sind.

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  6. Papst voll auf CDU-Linie (obwohl es ihn einen Dreck angeht): "Pope wanted Muslim Turkey kept out of EU" entnimmt der Guardian den geleakten US-Botschaftsdepeschen. Diese Meldung ist in deutscher Sprache bisher nicht zu finden.

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  7. Welche Vorstellungen in den USA über die Zukunft von Assange herrschen, wird aus einem Interview auf der Council of Foreign Relations Website deutlich. Darin wird auch betont, dass die schwedische Anklage wegen sexueller Vergehen "nicht unbedingt" Vorrang vor einer US-Anklageerhebung genieße.

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  8. "Wikifailed States" ist ein recht umfangreicher Überblick in Foreign Policy überschrieben, in dem die US-Diplomaten-wikileaks über neun aus US-Sicht gescheiterte oder schwache Staaten gelistet sind: Elfenbeinküste, Eritrea, Kenia, Myanmar, Nigeria, Nordkorea, Pakistan, Simbabwe, Somalia, Sudan.
    Es ist spin in the making: In Bezug auf die ukrainische Waffenlieferung für den Südsudan etwa wird die Tatsache verschwiegen, dass Washington den Transport nicht mehr aufhalten konnte (oder wollte). In Bezug auf Pakistan wird der Krieg "gegen den Terror" in den Vordergrund gerückt. Es fehlt eine Erwähnung der Atomwaffenfrage und des Drohnenkriegs. Auch verlässt man sich auf die Trägheit der LeserInnen: Einerseits sind Namen teils zensiert; andererseits gibt es im Text direkte Links zu wikileaks.

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  9. Das ist seit längerem mal wieder eine interessante wikileaks-Meldung: Omar Bongo, Ex-Diktator von Gabun soll Sarkozy finanziell unterstützt haben. Ist es wieder nur Zufall, dass auch diese Nachricht (zumindest bei G-News) in deutscher Sprache nur in österreichischen und schweizer Medien zu finden ist?

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