Freitag, 19. Februar 2010

Die Spur der strahlenden Steine

Der Militärputsch im Niger (Allafrica), (AJE), (G-News), (ARD), (Spiegel Online), (NZZ), (Standard) ist ein passender Anlass, einmal einen Blick auf eines der schmutzigsten Geschäfte auf dem Planeten zu werfen: Uranbergbau im Niger (und in Afrika).

AntiAtomBonn berichtet: 
Nachdem die Uran-Preise jahrelang im Sinkflug waren, sind sie seit 2005 von 35 auf zeitweise bis zu 138 US-Dollar pro Pfund gestiegen.Damit wurden Uranminen wirtschaftlich wieder interessant. (...)Eine Ausweitung des Abbaus findet aber vor allem in Namibia, Malawi, Niger und anderen afrikanischen Staaten statt. Denn da es dort meist keine Umweltgesetzgebung oder Kontrollen geschweige denn Gesetze zum Strahlenschutz gibt, können Unternehmen ohne Rücksicht auf Umwelt und Sicherheit der Menschen Uran abbauen und radioaktive Abfälle an der Oberfläche lagern – was natürlich für die Unternehmen die Kosten stark senkt.
Global2000 Österreich beschreibt die Konsequenzen für die örtliche Bevölkerung:

17% der europäischen Uranimporte zum Betrieb von Kernkraftwerken stammen aus dieser Region. Die Minenarbeiter müssen für einen Hungerlohn von umgerechnet 35 Euro im Monat, ohne ordnungsgemäße Schutzkleidung und unter verheerenden Arbeitsbedingungen arbeiten. Der Kontakt mit radioaktivem Material, sowohl in den Minen als auch in den Häusern der ArbeiterInnen, verursacht vielfältige Gesundheitsschäden. ArbeiterInnen, die krankheitshalber vorübergehend arbeitsunfähig sind, werden entlassen. Krankenversicherung besitzen sie keine.
Das öffentliche Trinkwasser ist verstrahlt. Radioaktive Abfälle aus den Uranminen liegen herum. (...) Altmetall, das in den Uranminen ausgedient hat, findet sich auf den Märkten und umfunktioniert zu Kochtöpfen oder als Tür- und Fensterrahmen in den Häusern der BewohnerInnen wieder.
Die (...) Uranminen leisten keinerlei Aufklärungsarbeit. Der Anstieg von Krebserkrankungen in der Region wird von staatlicher Seite totgeschwiegen. Obwohl es schon Untersuchungen der regierungsnahen Kommission "Commission nationale des droits de l'homme du Niger" (CNDH) über die Auswirkungen und Folgen des Abbaus von Uran im Norden des Landes gegeben hat, hat die Regierung bisher keinerlei Maßnahmen zur Verringerung der Strahlenbelastung der Bevölkerung oder zur Verbesserung der Wasserversorgung ergriffen.
Einen guten Überblick liefert auch Felix Reid in suite101.de (mit guten Karten). Darin heißt es unter anderem:
Die Preise für Uran aus dem Niger liegen immernoch zwei Drittel unter dem Weltmarktpreis – ein Umstand, der auf das jahrzehntelange Exportmonopol des französischen AREVA-Konzerns und seiner Vorgänger zurückgeht. Nach wie vor profitieren von den weltweit zweitreichsten Uranerz-Vorkommen unter nigrischem Wüstensand hauptsächlich westliche Industriestaaten wie Frankreich, Großbritannien, Kanada, die USA – und Deutschland, dass zu 100% von Uran-Reexporten westeuropäischer Konzerne abhängig ist.
In der ländlichen Bevölkerung, die dem Uranabbau weichen muss, kommen hingegen kaum jene Hilfen an, die seit 1995 Teil der Regierungs-Versprechen hinsichtlich breiterer Beteiligung des Volkes an den immernoch beträchtlichen Export-Profiten waren. Eine Verbesserung der humanitären Situation der besonders betroffenen Nomadenstämme ist nicht in Sicht, da das Regime in Niamey nach wie vor Verhandlungen mit den Tuareg ablehnt und stattdessen eine Verschärfung der Menschenrechtsverletzungen in den nördlichen Wüstengebieten um das Air-Gebirge in Kauf nimmt.
Zur Frage der Rolle der deutschen Atomindustrie noch AntiAtomBonn:
Von der Rücksichtslosigkeit einer Handvoll Uran-Konzerne profitieren auch deutsche Atomkonzerne. Vorsichtshalber halten sie ihre Uranquellen im Dunkeln. Auch die Bundesregierung kann oder will nicht sagen, woher das in Deutschland verbrauchte Uran kommt. Offiziell stammt über die Hälfte der Importe aus Großbritannien und Frankreich. Doch woher diese Länder das Uran beziehen, bleibt unklar. Es ist offensichtlich, dass Frankreich, das keine eigenen Uranminen betreibt, angereichertes Uran aus Niger, Namibia und anderen Ländern als Re-Exporte auch an Deutschland verkauft.

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