Mittwoch, 29. Dezember 2010

Fundstücke XCIX

Massenproteste in Tunesien (Aljazeera, mit Kommentar). Auslöser war die Selbstverbrennung eines Arbeitslosen. Wieder einmal sind es vor allem schweizerische Zeitungen, die eine solche, eher unbequeme Meldung als erste in deutscher Sprache verbreiten (G-News dt.).

Ein wirklich interessantes Stück über den Iran, die Frage eines (atomaren) Wettrüstens im und den Einfluss der Shia auf den Nahen und Mittleren Osten hat die Asia Times im Angebot: "The value of a nuclear Iran".

Nach Brasilien und Argentinien wird nun auch Bolivien Palästina diplomatisch anerkennen; Paraguay desgleichen. Urugay will den Schritt 2011 nachholen.

Über die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche in Bangladesch mit besonderem Blick auf die mangelnde  Arbeitssicherheit hat der Freitag einen längeren Hintergrund im Angebot.

Ein richtungweisendes Urteil aus Argentinien - leider mit Seltenheitswert: Ex-Diktator Videla muss wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit lebenslang in den Knast. Der Verstrickung deutscher Unternehmen in die Diktatur spürt die junge welt nach. Laut D-Radio laufen Ermittlungen.

In der jungen welt findet sich ein wichtiger Buchtipp zur jüngeren Geschichte Indiens (das es bisher aber nur in englischer Sprache gibt): "Churchills geheimer Krieg. Das britische Empire und die Heimsuchung Indiens während des Zweiten Weltkriegs" (Google-Suchergebnis).

Die ersten genetisch modifizierten Moskitos sind in die Umwelt emtlassen worden - auf den Cayman Inseln zur Prävention von Dengue Fieber. Die Story kommt von Global.Research.ca.

Auch der Freitag ist nicht davor gefeit, malthusianischen Geburtenkontrolle-Quark weiterzuverbreiten - diesmal um den Begriff Klimawandel bereichert. Dass der Text aus den Guardian kommt, macht die Sache keineswegs besser. Was in dieser Hinsicht Stand der Diskussion ist, zeigt der UNFPA- Bericht von 2009.

Mitte Dezember ist das neue Grünbuch Entwicklungspolitik der Europäischen Union veröffentlicht worden. Besonders spannend: Es gibt eine Diskussion darüber, wie die EU-Politik in Bezug auf die Entwicklungszusammenarbeit kohärenter werden kann. Im Blog von One heißt es, dass es "verschiedene Ansätze" gebe, "verbindliche Regelungen für EU-Unternehmen" zu schaffen, "um Zahlungen an ausländische Regierungen zu veröffentlichen. (...) der Kommissar für Entwicklung, Piebalgs, hat sich kürzlich in Brüssel bereits für verbindliche Regeln ausgesprochen."

2010 wurden 105 JournalistInnen bei der Ausübung ihres Berufs getötet. Am gefährlichsten war es in Pakistan und Mexiko, wo jeweils 14 Opfer zu beklagen waren. Mehr dazu bei "Ticking Clock"einer schweizerischen Website, die monatlich aktualisiert wird. Telepolis hat einen kurzen Bericht in deutscher Sprache.

Freihandel ohne Industriestaaten? Die Baustellen der Globalisierung melden "Sao-Paulo-Runde überholt Doha-Runde".

Finanzkrise: Arme in Entwicklungsländern werden ärmer, weist die junge welt nach.

Wenn die Staaten dem Privatsektor zeigen müssen wo es lang geht: Was aus der Story um die seltenen Erden in China zu lernen wäre, erläutert die Welternährung (PDF, S.8).

Wenn schon Klimawandel, denn schon richtig: Die USA haben bei der WTO eine Beschwerde gegen China wegen dessen Subventionen für Solarenergie eingereicht. Hat tip an Jürgen von Greenpeace.

Und auch die nächste Ökomeldung hat mit den USA zu tun: Das Öl, dass nach der Explosion der BP-Bohrinsel angeblich im Golf von Mexiko "verschwunden" ist, wird in den nächsten Jahren schubweise wieder auftauchen.

Deutschland: Terror-Hysterie macht Angst - vor Muslimen. "Inszenierter Terrorismus" heißt eine Studie von Kommunikationswissenschaftlern der Uni Jena, die diesen Zusammenhang belegt. H/t Nachdenkseiten.

Ein paar grundlegende und sehr kritische Gedanken zum Fairen Handel finden sich in der Arbeitermacht; h/t Net News Global. Auch wenn der anti-imp-Tonfall nervt und einige Argumente recht grob geschnitzt daherkommen, lohnt es, die Überlegungen (ohne den letzten Absatz) einmal Revue passieren zu lassen.

Für die Akten: Die beiden im Iran verhafteten deutschen Reporter heißen Jens Koch und Markus Hellwig. Wenn man den Term "Jens Koch" "Markus Hellwig" bei Google News einspeist, wird man nur auf einige türkische Medien stoßen, die die Klarnamen nennen. H/t: Net News Global/Iranopoly.

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