Freitag, 22. Mai 2009

Fundstücke XI

Über das Verschrotten von Container- und Frachtschiffen (shipbreaking) berichtet der Spiegel. Solche Reportagen sind schöne Fingerübungen: Alles ist weit weg und man steht auf der richtigen Seite. Das Thema ist relativ unverfänglich, weil es keine Lobby in Europa gibt, die mit Anzeigenboykott drohen könnte. Außerdem kann man coole Fotostrecken von diesem spektakulären, umweltschädlichen und für Zehntausende von Arbeitern lebensgefährlichen Irrsinn an Asiens Küsten zeigen. Bis in die 70er Jahre war die Entsorgung der Pötte übrigens ein Geschäft, dass gut ausgebildete europäische Facharbeiter besorgten.

Eine kritische Auseinandersetzung mit der NRO 'Safe Dafur' bringt der Hinterund. Die Analyse geht auf den Black Agenda Report "Ten Reasons Why 'Save Darfur' is a PR Scam to Justify the Next US Oil and Resource Wars in Africa". Am wichtigsten scheinen die Argumente 7 und 9.

Gute Nachrichten aus Malawi: 220 Frauen bewerben sich für die 193 Parlamentssitze in den nächsten Wahlen. Das sind erfreuliche 20 Prozent aller Bewerbungen, wie der Mail & Guardian errechnet hat.

Der Mord an einem Anwalt in Guatemala Anfang Mai 2009 löst eine Protestenwelle aus.  Twitter spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Informationen.

Aljazeera bringt eine Serie "Putting corporations on trial" in der es um (die übrigens stetig steigende Zahl von) Gerichtsverfahren gegen multinationale Unternehmen geht. In den Berichten werden unter anderem Chiquita, ExxonMobil, Chevron, Texaco und Dole behandelt.
Die Eingrenzung auf laufende Gerichtsverfahren erspart es dem Sender, über das Fehlverhalten von  Firmen und Investoren vor der eigenen Haustür zu berichten.
Hat tip
für beide Quellen geht an das "Business & Human Rights Resource Centre"

Und nach Möglichkeit bitte auch das noch lesen: "Das erinnert an die Passgesetze der Apartheid" ist ein Beitrag in Telepolis überschrieben.  Gemeint ist die Bundesrepublik. Es wird berichtet, dass ein junger Kameruner zu acht Monaten Gefängnis verurteilt wurde, weil er mehrfach seinen Landkreis in Thüringen verließ. Möglich wird solch schreiendes Unrecht durch die sogenannte Residenzpflicht. Dieser Passus des Asylverfahrensgesetzes tritt das Menschenrecht auf Freizügigkeit mit Füßen. Es wird geschätzt, dass in Deutschland jährlich 80 bis 100 Menschen wegen dieser repressiven Regelung eingesperrt werden. Deutschland ist das einzige EU-Land, das diese Kann-Bestimmung aus Brüssel umgesetzt hat.
Und passend zum Residenzpflicht-Skandal hier der Mediawatchblog-Webtipp zum 60en Geburtstag des Grundgesetzes.

Der Song ist im Rahmen des Bonner Schoolbattle Projekts - HipHop gegen Gewalt an Schulen entstanden und der Dank für diesen Hinweis geht an Ina Zeuch.

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